Kann ich sagen, sage ich, ich sterbe, also bin ich?
Ich weiß nicht, sagt Arthur, das klingt mir zu verspielt.
Ich sage, das ganze Leben ist verspielt, sage ich.
Ja, sagt Arthur, wer durch Sterben etwas werden will, will sich erst im Nachhinein erschaffen.
Ich will ja nicht sterben, sage ich.
Wer nicht sterben will, lebt verkehrt, sagt Arthur.
Das klingt mir zu verspielt, sage ich.
Na gut, sagt Arthur, wer nicht sterben will, muss leben.
Und wer nicht leben will, sage ich, muss sterben.
Nein, sagt Arthur, wer nicht leben will, stirbt verkehrt.
Muss ich sterben?, sage ich.
Du stirbst immer, wenn du lebst, sagt Arthur.
Wie soll ich leben, wenn ich immer nur sterbe?, sage ich.
Du musst sterben, wenn du leben willst, sagt Arthur.
Alles dreht sich um in meinem Kopf, sage ich, ich weiß gar nicht mehr, ob ich lebe oder sterbe.
Das ist ganz egal, sagt Arthur, es geht um deinen Kopf.
Was soll ich also tun?, frage ich. Kann ich nur leben, wenn ich sterben will?
Du willst leben, sagt Arthur, weil du sterben musst.
***
Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2017.
Als intensiver Beobachter verfügt Ulrich Bergmann über die Begabung, noch die alltäglichsten Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, um etwas über das Leben und die menschlichen Beziehungen zu erzählen. Er nennt seine Kurzprosa ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren in diesem Jahr auf KUNO alle Arthurgeschichten und warnen Sie: Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten oder lebenden Toten sind zufällig, rein zufällig, absichtlich zufällig, zufällig absichtlich, rein absichtlich und nichts als die reine Absicht.
Weiterführend → Lesen Sie zu den Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.