Der Aufenthalt unter dem WINDSCHIRM war kurzfristig im Programm anberaumt. Dort, unter dem Windschirm, hatten sich schon Nomaden aufgehalten – wegen des auffällig üppigen Pflanzenwuchses in der sonst kargen Gegend,wie im ReiseFührer stand.
Sie vermieden die Unterhaltung in vollständigen Sätzen, zeigten einander n u n ihre Pässe und Ausweise sowie sie selbst IN DER HEIMAT darstellende Fotos. Sie entblößen Arme & Beine.
Unter dem Windschirm setzte die Unruhe ein; die Beteiligten drängten sich aneinander in der erkennbaren Absicht schließlich, sich gegenseitig kleine Verletzungen zuzufügen, wofür sich die für Windschirmlandstücke charakteristische gelbblütige Stachelnessel anbot. Dann schossen sie SofortBilder mit Ausschnitten von den kleinen Verletzungen; in freundlicher Zuwendung tauschten sie diese aus wie Heimatadressen.
DerWindschirm senkte, verengte und schloss sich über ihnen, was die plötzliche und doch so charakteristische Verkümmerung des Landstichs zur Folge hatte.
Als die wöchentliche Karawane zur Beweidung der mitgeführten Lasttiere eintraf, sah man sich einer mannshohen Umzäunung gegenüber, dahinter Stöhnen und beharrliche, wenn auch zurückhaltende KratzLaute im lockeren Wechsel vernehmbar. Und man sah sich weiterziehen ohne längere Rast, weiterziehen mit der NEUEN BOTSCHAFT zum Nächstliegenden Windschirm, weiterziehen mit der Warnung, die sich bis dorthin zum vollständigen Satz ausgebildet hatte.
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fern, fern von Angelika Janz, KUNO 2017
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Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin.