Der typische Zander-Sound seiner Gedichte war lakonisch und ironisch-pointiert.
Gerd Sonntag
Maximilian Zander überraschte 2008 in seinem ersten Lyrikband in der Silver Horse Edition, „Anthropisch“ durch seine originellen, manchmal sehr lyrischen oft aber auch lakonischen Texte, die die Umwelt und das Gegenüber mit einer Schärfe fixieren und bloßlegen, dass es eine Freude ist. In diesem Band beschäftigt sich Zander verstärkt auch mit den „letzten Dingen“, dem Tod, dem Jenseits. Dies aber – zumindest scheinbar – so abgeklärt und trocken, als handele es sich um einen Gang zum Lebensmittelhändler. Keine Sentimentalität, eher nüchterne Sezierarbeit hat der Autor hier geleistet und sein lyrisches Lebenswerk, das nicht umfangreich aber hochpotent ist, mit einem ausgezeichneten Band gekrönt, der für den Peter-Huchel-Preis 2009 nominiert worden war. Sein zweiter Band in der SHE-Lyrikreihe, „Brief von Carl“ war erneut ein großer Wurf! Noch eindringlicher, süffisanter, ironischer. Chemiker-Leben und Chemiker-Leiden analysiert er darin ebenso gnadenlos wie kleine menschliche Schwächen, die Alten, die Jungen. Dabei besticht Zander durch eine disziplinierte, moderne, facettenreiche Sprache.
Sein Arbeitsstil war eher klassisch. So auch der „Workflow“. Die Texte für die Bände hat Zander auf der Schreibmaschine fein säuberlich getippt. Sie wurden im Verlag gescannt und per Layoutprogramm in die Druckvorstufe gebracht, ausgedruckt und per Korrekturabzug an den Autor geschickt, gegengelesen und wieder an den Verlag gesandt. Da die SHE-Bände signiert und nummeriert waren, schickte die Druckerei die fertigen Bändchen zuerst an Zander. Mit Unterschrift und Nummern versehen kamen die Lyrikbände abzüglich der Autoren-Freiexemplare schließlich beim Verlag an. Es entwickelte sich ein freundlicher Briefwechsel und gelegentlich auch das eine oder andere Telefongespräch. Maximilian Zander wird mir immer als freundlicher, blitzgescheiter und dennoch bescheiden gebliebener Mensch und Autor in Erinnerung bleiben.
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Wir entnehmen diese Erinnerung an Maximilian Zander: Matrix No. 45 und danken Peter Ettl von der Silver Horse Edition.
Der Lyriker, Essayist und Aphoristiker Maximilian Zander ist am 21.11.2016 im Alter von 87 Jahren in Castrop-Rauxel gestorben. Seit Mitte der 1990er-Jahre veröffentlichte Zander Gedichte und Aphorismen. Seine lakonischen (immer wieder auch metalyrischen) Gedichte, die u. a. in Literaturzeitschriften wie ndl, Muschelhaufen, Faltblatt und Anthologien wie Axel Kutsch, Versnetze (2005) oder Theo Breuer, NordWestSüdOst (2003) sowie in bislang vier Gedichtbänden erschienen, setzen sich auf ironisch-distanzierte Art und Weise mit Alltag und Gesellschaft aus der Sicht eines welterfahrenen Menschen auseinander.
Weiterführend →
Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik. – Ein Porträt von Peter Ettl und der Edition Silver Horse finden Sie hier. – Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.