Das Leben, sage ich, ist eine dunkle Kammer mit zwei Türen.
Ein Zimmer hat eine Tür und ein Fenster, sagt Arthur, zur Tür kam ich rein, zum Fenster hinaus geht mein Blick.
Kannst du, sage ich, die Schwärze deiner Aussicht von der Schwärze deines Zimmers unterscheiden?
Ich sehe, sagt Arthur, wie da drüben alles in Linien und Raum aufgeht.
Da siehst du mehr als ich, sage ich.
Mir ist, sagt Arthur, als ob ich am Rand der Erde stünde und frei mit dem All in Verbindung.
Da lehnst du dich am Ende zu weit hinaus, sage ich, du fällst aus deinem Fenster!
Das ist nicht der Fall, sagt Arthur, ich gehe durch mein Fenster, du aber fällst nur mit der einen Tür ins Haus und mit der anderen herein.
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Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2018.
Als intensiver Beobachter verfügt Ulrich Bergmann über die Begabung, noch die alltäglichsten Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, um etwas über das Leben und die menschlichen Beziehungen zu erzählen. Er nennt seine Kurzprosa ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren in diesem Jahr auf KUNO alle Arthurgeschichten und warnen Sie: Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten oder lebenden Toten sind zufällig, rein zufällig, absichtlich zufällig, zufällig absichtlich, rein absichtlich und nichts als die reine Absicht.
Weiterführend → Lesen Sie zu den Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.