Es war eine Ebbe in meinem Blut

(Den lieben zwei Brüdern Helmut und Wieland Herzfelde)

 

Es war eine Ebbe in meinem Blut,

Es schrie wie brüllende Ozeane.

Und mit meiner Seele wehte der Tod

Wie mit einer Siegesfahne.

Zehn Könige standen um mein Bett,

Zehn stolze, leuchtende Sterne,

Sie tränkten mit Himmelstau meine Qual,

Alle Abende meine Erbqual.

 

Jäh rissen sich ihre Willen los,

Wie schneidende Winterstürme!

Über die Herzen hinweg!

Über das Leben hinweg!

Und ihr rasender Mut wuchs Türme!

 

Und sie schlugen meine Blutangst tot,

Wie Himmelsbrand blühte das Morgenrot,

Und mein Blaß schneite von ihren Wangen.

 

 

 

 

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Else Lasker-Schüler aka Prinz Yussuf (1912)

„Die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte“, sagte Gottfried Benn über Else Lasker-Schüler. Sie bewegte sich wie eine Märchenfigur durch Berlin und fiel mit ihrer exzentrischen Erscheinung auf.
Else Lasker-Schüler wurde geboren am 11. Februar 1869 in Elberfeld. Sie starb am 22.1.1945 in Jerusalem.

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KUNO würdigte die Poetin mit einem Rezensionsessay. Poesie zählt für die Kulturnotizen weiterhin zu den wichtigsten identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.