FRONLEICHNAM war mir in meiner Kindheit immer das mir liebste Fest. Da war der ganze Ort mit Birken und vielen Blumen sowie mit Heiligenbildern und brennenden Kerzen in den Fenstern der Häuser geschmückt. Und wir Kinder waren alle schön angezogen und herausgeputzt. Und dann gab es die feierliches Prozession mit dem Te Deum am Schluß. Und was Gutes zum Essen. Und nachmittags das erste Eis. Vorher wurden wir alle vom Vater mit seiner Agfa-Box fotografiert. Kinderfreuden! Kinderzeit! Nach der Nazizeit. Das alles ist längst vorbei; aber noch immer lebendig in meiner Erinnerung; und alles aufgeschrieben in meinen Büchern „Lebensbilder“ und „Erinnerungsbilder“( im Löcker Verlag erschienen).
FRONLEICHNAMSFEST
in Haslach/Mühlviertel
die grünen birkenbäume
die geschmückten häuser
die bilder in den fenstern
die wehenden fahnen
die vielen uniformen
die priester im ornat
die goldene monstranz
das silberne große kreuz
umgeben von gewehren
die brennenden kerzen
die bilder in den fenstern
die weißgekleideten mädchen
die knaben im matrosenanzug
die sogenannten honoratioren
die gendarmerie die feuerwehr
die bürgergarde die pfadfinder
die goldhaubenfrauen der chor
die jungmänner jungmädchen
die alten männer und frauen
demütig gebeugt und gehorsam
die ordensgeschmückten veteranen
der kameradschaftsbund in marsch
das Vater unser und das Ave Maria
das glockengeläute der segen
der weihrauch das Te Deum
Haslach/Wien 1978
Weiterführend →
Über den dezidiert politisch arbeitenden Peter Paul Wiplinger lesen Sie hier eine Würdigung.