Eule und Mond

 

 

Da lagst du vor mir, dein perlendes Fleisch ins Mondlicht

Gebügelt und: gestrafft von irrsinniger Lust. Innen

Brachen sich Wellen – du riefst, die Brüste füllten sich

An, wie Rotglut das Leuchten ihrer Spitzen, wie ab-

Kühlendes Magma. A’luna warst du geheißen, mit

Trauben behängt, die Gläser beschlagen: – du schriest,

Als ich dich berührte. Dann riß der Fluß dein

Keuchen mit brechenden Ufern und Dämmen hinfort.

Ich quoll – im röhrenden Glast eines Nektarmeers,

Während die Barke im Grund deiner Laibung

Pulsierte: Du legtest die Decke der Haut, unter

Dem Rollen des Donners, mit wirrem Gefieder, zu-

Sammen. Der Kauz der erloschenen Gier strich

Noch lange an den Fetzenwänden des Deltas entlang –

Ich lag bei den Hängen deiner ausströmenden

Quelle … ein sinkender Mond, schlief ich im Nest

Deiner sich zurückkräuselnden Schenkel – das Eisen

Der Nacht ging still, ohne Grat, drüber hinweg.

 

 

 

 

***

Leseoribe aus: Bodenkunde, Gedichte von André Schinkel, Mitteldeutscher Verlag Halle 2017

Weiterführend →

Lesen Sie auch das KUNO-Porträt des Lyrikers André Schinkel. Hier findet sich die Würdigung von André Schinkels Prosa, sowie die Rezension Von Test zu Text, von Raum zu Zeitraum.

 → Poesie ist ein identitätsstiftende Element unsrer Kultur, lesen Sie auch KUNOs poetologische Positionsbestimmung.