Es war fürs paaren zu weit
Das jahr sagte: nun ist genug
Da gab uns die gegenzeit
zusammen: setzte und schlug
Wir trafen einander im laub
der himmel voll wind du gingst vor
Ich hatte nichts als haut
und sommer verweste im ohr
Ich suchte nach altem gesetz
gehämmert im himmelsschild
warf magere köder ins netz
du bissest auf das bild
Du stopftest dich mit wort
die augen altweiberschwer
Wir holten das lächeln vor
von pesch* und schulhof her
Ich sah deine stirn ohne rand
Prokrusteswinter im blick
die hände krallengespannt
die schnecke im haus aus schlick
Schwer ist die sonne im spätjahr
Kalt ist der mond hinterm wind
eine die schnallt sich auf mir fest
arsch der stricke spinnt
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Rohlieder I – X von HEL, KUNO 2018
HEL ist bekannt geworden als Publizist gesellschaftskritischer Lyrik sowie Essays. Nach dem Zyklus Zeitgefährten, die zwischen 1977 – 2008 entstanden sind, veröffentlicht KUNO die Reihe Rohlieder I – X, die dank Caroline Hartge neu ediert worden sind. Diese Gedichte legen eine Stimmung frei, die zwischen Melancholie und Unbeschwertheit, Wehmut und Klarheit wechselt.
Weiterführend →
Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Eine faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.
Anmerkung:
pesch = „rhein. wiese, von lat. pascia (vgl. ‚pastor‘ = Hirte, Pan [Gottheit], auch lat. ‚panis‘ = Brot)“