liebes ich ging immer neben dir
in deinem gefieder schlief licht
unsere schatten wandten sich ab
und kreuzten dein gesicht
steine schenken bitteren ruch
seit du eisvogel fort bist
monde durchwachen die nacht der stirn
seit du nicht mehr dort bist
meine stadt ist ein träges schiff
schwer von faulem fleisch
muscheln drücken sie in die see
aus dreckigem himmelsgekreisch
wer weiß die toten im morgenrot
das einem messer gleicht
wer prüft das opferherz an einem ort
ohne augen und findet’s zu leicht
das wort war nicht gesagt jedoch
dem misolo* verschrieben
du mußt den raben glauben
sie sind übrig geblieben
wie viel mädchen schwimmen mir noch
die straßenflüsse hinab
wie viel monde wandern mir noch
die stirne auf und ab
an küsten wandernd erwart ich die flut
im sanften licht deines mundes
das meer verstieß mich und stillt meinen durst
den mittagsdurst meines mundes
***
Rohlieder I – X von HEL, KUNO 2018
Weiterführend →
Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Ein faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.
Anmerkung:
misolo = „afrikanischer palaverbaum, breitkronig“