junge laß dich schon kobern!
ortstarif (mann erst halb drei!)
zum für umsonst erobern
ist deine zeit vorbei
an oder aus? was’s dir lieber?
du brauchst nich mal duschen bei mir
ich roll dir den Lord’s Love drüber
bauch rein und ran mit dir
du kriegst schön falle geschoben
nur onkel Lou laß ich rein
deinen akkord muß ich loben –
frag nicht: ist er zu klein
zur feier des tages auch strapse
schiß daß ich fleppen janf*?
was schilpt da? ‘n rudel japse
die gehen getz auf einzelkampf
denkste! französisch kost fuffzig
und dreißig für weiteren schmuh
logo! das arschloch beruft sich
auf Rosi die gibt immer zu
ach du willst nur kucken?
pissen? womöglich rasiert
geh auf die baby strich schnucken
die schieben schon’n affen* (das friert!)
(alle wollen sie’s gleiche
und jeder meint: wie pervers!
wenn ich die scheißer streiche
schlappe fünf sorten ich schwör’s)
noch mal zwanzig – gebunkert
von wegen: ‘n chevy für Lou
wer quatscht da? ob Rosi stunk hat?
mach bloß wacker hin und knöpf zu
Schorsch will die miete erhöhen
daß mich man Lou nich versohlt –
dem wird ich die eier abdrehen
(morgen servietten geholt)
meinste vielleicht ich schmuse –
time is monnaie* – und gezielt
sonst geh nach Beate Uhse
und wichs auf die Vanderbilt
***
Rohlieder I – X von HEL, KUNO 2018
HEL ist bekannt geworden als Publizist gesellschaftskritischer Lyrik sowie Essays. Nach dem Zyklus Zeitgefährten, die zwischen 1977 – 2008 entstanden sind, veröffentlicht KUNO die Reihe Rohlieder I – X, die dank Caroline Hartge neu ediert worden sind. Diese Gedichte legen eine Stimmung frei, die zwischen Melancholie und Unbeschwertheit, Wehmut und Klarheit wechselt.
Weiterführend →
Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Ein faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.
Anmerkungen:
verschiedentlich abgedruckt, weiß nicht mehr wo
fleppen janfen = „rotwelsch papiere klauen“
einen affen schieben = unter akutem Drogenentzug leiden
monnaie soll franz. klingen