Die Kunst des Büchermachens

Archive sind das Thema unserer Zeit. Archive bergen Geheimnisse, sind wichtig für die nachfolgenden Generationen. Archive sind die Zukunft.

Marion Ackermann

Seit 1980 sammelt, archiviert und dokumentiert Hubert Kretschmer in seinem archive artist publications AAP KünstlerPublikationen: Zeitschriften, Flugblätter, Künstlerbücher, Zines, Multiples, Plakate und vieles mehr. Gegründet wurde dieses Independent Archive Project von dem Verleger, Künstler und Kunstpädagogen Kretschmer in München.

Begonnen hat alles mit der dreiteiligen Ausstellung über Künstlerbücher in der Münchner Produzentengalerie Adelgundenstraße im Jahr 1979. Das war auch der Startschuss für die Gründung von Verlag & Distribution Hubert Kretschmer.

Sein Anliegen war es, von Künstlern produzierten Medien die Präsenz auf einer internationalen Plattform zu ermöglichen. Ob auf der Frankurter Buchmesse, der Minipressenmesse in Mainz, der GegenBuchmesse in Frankfurt, der ART-Basel, der ART-Köln, der ART-Frankfurt, der ART-Multiple in Düsseldorf oder der deutschen Buchmesse in New York – über Jahre war der Verlag/Vertrieb sehr präsent und machte so einer großen Öffentlichkeit das Phänomen Künstlerpublikation bekannt.

So entstand ein Netz von persönlichen Beziehungen zu Künstlern, internationalen Privatsammlern, Buch- und Kunsthändlern und Bibliotheken, was es Hubert Kretschmer ermöglichte, sein umfassendes Archiv an Künstlerpublikationen weiter auszubauen. Heute enthält es etwa 40-50 Tsd. Items unterschiedlichster Medien, schwerpunktmäßig aus den 80er Jahren. Davon sind momenta ca. 30.000 in einem Online-Katalog öffentlich recherchierbar (Online Public Access Catalogue = öffentlich zugänglicher Online-Katalog, OPAC).

Im Unterschied zu klassischen Buchkunst-Sammlungen ist das archive artist publications nicht auf aufwändig ausgestattete bibliophile Objekte ausgerichtet, sondern auf teils mit einfachsten Mitteln hergestellte Publikationen, wie Flugschriften, kopierte oder mit Matrizenabzügen vervielfältigte Magazine, in kleinen Auflagen hergestellte Editionen und ähnliches. Als sogenannte Grauliteratur werden solche Veröffentlichungen in der Regel nicht von öffentlichen Bibliotheken gesammelt, wenngleich sie einen hohen dokumentarischen Wert besitzen. Häufig sind solche Publikationen von Künstlern nur einem kleinen Kreis zugänglich und nicht dauerhaft oder an einem zentralen Ort archiviert. Das archive artist publications möchte hier einen Beitrag leisten, diesen wichtigen Bereich künstlerischer Produktion dauerhaft und öffentlich zugänglich zu machen.

Die Sammlung umfasst Multiples, Plakate, Einladungen, diverse Tonträger, Fotokopien, KünstlerBriefmarken, Videos, Zines, CDs, Lieferverzeichnisse, Zeitschriften, Websites, Sekundärliteratur und Ausstellungskataloge, die die Kunstströmungen der letzten vierzig Jahre widerspiegeln: die Ausläufer des Fluxus, des Happenings und der Aktionskunst, Mail Art, Stamp Art, die Neuen Wilden, Konkrete und visuelle Poesie, Konzeptkunst, Appropriation Art, Copy-Art, Zines bis zu aktuellen Strömungen künstlerischer Printproduktion. In geringem Umfang sind bewusst auch Alltagspublikationen in der Sammlung enthalten, wie Versandkataloge, Mode- und Lifestyle-Zeitschriften, die den jeweiligen Zeitgeist dokumentieren.

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Das APP archive artist publications liegt verkehrsgünstig im Kunstareal München, 250 Meter nördlich vom Museum Brandhorst. Das Archiv für Künstlerpublikationen kann einzeln oder in Gruppen bis max. 20 Personen jederzeit nach Vorabsparache möglich.

Weiterführend → 

Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.

Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421 – Bestellungen über: edition-das-labor@web.de