Wir kommen an den ort um hier zu bleiben
Wir bleiben hier so lang der ort nicht bleibt
So lange die ihr todeszeichen schreiben
sind wir das leben das sein zeichen schreibt
Wir sind gekommen um das holz zu pflanzen
hier wo beton die magre erde drückt
Wir wollen unsern schwarzen tag vertanzen
Denn weiße nacht wird sein wenn das hier glückt
So lange sie ihr todeszeichen schreiben
sind wir das leben das sein zeichen schreibt
Wir kommen an den ort um hier zu bleiben
Wir bleiben hier so lang der ort nicht bleibt
Zwischenlied, einzelstimme
So kamen viele die schon lange
im widerstand sich aufgezehrt
und nahmen um erfolg nicht bange
nen kreis um die vermessungsstange
das war es ihnen wert
Andere stimme
Gorleben war es wert
Wir kamen von überall her
Gorleben war es wert
wir kamen hin
mit leichtem sinn
und dann saßen wir auf der erde schwer
und haben die wolken beschwert
Duett
Der mann mit der decke hält
der alten frau den plan
Der mit kurzer matte verzällt
das hätt er als bulle getan
Der cheguevarero denkt
sich djungelkriege aus
Das hexenmädchen hängt
nen ginsterbesen raus
Ein junge teilt wasser aus
Die sonne steht am scheitel
Der pastor beim freundschaftshaus
haut nuten mit dem beitel
Das mädchen schleppt den tag
an feuerholz und verkäuft
den bund für lakritzen wer mag
Der junge vom radio läuft
und legt allwo kabel versteckt
Mit Ho! wird der funkmast gehievt
Am spaten der architekt:
Wenn dat man steihn blievt
Und alle zusammen heben
den langen firstbalken auf
Und an den abenden leben
gitarren und trommeln auf
Einzelstimmen
Wer vorbei kam fragte
wo ist das neue land?
weiter hinten
ihr werdet’s schon finden
dort auf Gorlebens sand
Indianer gibt’s auch?
das waren die ersten hier
auf 1004 und paß auf
tritt nicht auf den
ersten lauch
Bin ausgestiegen um
nach Wendland zu gehen
Ja red nit lang
pack hier mit uns an
bleib nicht so da stehn
Ich hab’s vernommen
ich bin gekommen
ich will nicht nur
einen sommer kommen
Pack mit an den hammer genommen
Pack mit an daß wir
voran kommen
Und wer wegging sagte
das war das land
macht’s allen bekannt
Die betonwüste hat
einen rand
Vorsänger
Ein mann kam ins gebiet der freien wenden
er bat um brot und ist geblieben dann
und machte sich ans werk mit seinen händen
und abends fing er zu erzählen an:
I
Auch Dommel* ging dorthin
wollt sehn wie weit es war
Die durften nicht beginn‘
das war dem Dommel klar
Und Dommel rief: das laßt!
sie hörten nicht darauf
und rieben voller hast
die ganze menge auf
Und Dommel nahm nen stein
und lief zum bauzaun vor
Sie schlugen auf ihn ein
Er lag im blut am tor
II
Die freunde trugen ihn
zum städtschen krankenhaus
da rin zwar ließen sie ‘hn
jedoch nich wieder raus
Sie stellten sich vors haus
in wut und euphorie
und riefen: gebt sie raus
und warteten auf sie
Spät ging er mit uns raus:
Die haben uns gezeigt
wer katze und wer maus
Na ja sie schlugen leicht
III
In Grohnde wird gebaut
darauf verlaßt euch nur
als gält’s nicht ihre haut
Im bunker die sind stur
Hängt zu viel schwarzes geld
an dem atomverhau
Der plan ist aufgestellt
die wurst ist abgepellt
St Martin quiekt die sau
Er hörte was es gab
und sah wie weit’s schon war
Das wird mal unser grab –
Und dann blieb Dommel da
Chor
Wir sind nach Grohnde her
zu sehn wie weit es galt
Der widerstand lief leer
Das eine war
uns allen klar
die machen’s mit gewalt
***
Rohlieder I – X von HEL
Weiterführend →
Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Ein faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.