VOM ZURÜCKBLEIBEN DER SATIRE IN DEUTSCHLAND

Auch Satire fiel jetzt tot

aus dem schlangennest

Von dem giftigen lutherbrot

fraß sie selbst den rest

Jahre auf dem sadostrich

von Proporz geschätzt

hat sie vor dem spiegel sich

das gesicht verätzt

Nur noch Neuss hat nachgedacht

der am abend kräht

wann der wind die biege macht

wegen nulldiät

Wer ist’s der die schädelbank

mit der säure füllt?

ist’s der elbfisch maulkrebskrank

der nach ködern brüllt?

Kabarett mit kuschelrock

und gitarrenpop

Besser wär der bolzenschock

flechsenhaken* hopp!

Hier wird taz bis Arafat

dialoggepolt

Nur ein kinderschänder hat

pech wenn BILD ihn holt

Deutscher lege vors schafott

einen lappen her

Laß dem henker seinen trott

wischen muß ja er

Drum ihr leut zum zeitvertreib

glotzt und zahlt und freßt

Zieh ich euch die haut vom leib

lauft zu Dr BEST

***

Rohlieder I – X von HEL, KUNO 2019

HEL ist bekannt als Herausgeber neuer Talente im „literarischen Underground“ und Publizist gesellschaftskritischer Lyrik sowie Essays. Nach dem Zyklus Zeitgefährten, die zwischen 1977 – 2008 entstanden sind, veröffentlicht KUNO die Reihe Rohlieder I – X, die dank Caroline Hartge neu ediert worden sind. In diesen Gedichten spürt HEL das Existenzielle im vermeintlich Banalen auf. Er hat es hat es nicht nötig, Fiktion zu erfinden … die Fiktion existiert bereits.

Weiterführend →

Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Eine faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.

Anmerkungen:

vertont von Harald Hartmann

flechsen = „tiersehnen“