Maßstabsgetreu saßen die Puppen im Schaufenster und ließen die Blicke der Zaungäste über sich ergehen. Den ganzen Tag über waren ihre Hautschuppen in die Dekoration gerieselt und hatten dabei eine Klangkulisse erzeugt, als wimmelte es im Gebäude vor auftauenden Maikäfern. Zwei lagen in der Badewanne und redeten miteinander, als wollten sie sich ihre Gesichter für eine spätere Anzeige einprägen. Aus der Ventilation fiel ein Toter zwischen Zugluft und sperrig gestikulierende Lohnkellner, das Gesicht zu Schreien verknotet. Blut stockte in seinen Nasenlöchern, während die Puppen im Fenster sich weiter immer auf derselben Stelle in die Lippe bissen. Auseinander! rief gut vernehmbar die Stimme eines Saalordners mit Schillerkragen dazwischen, und noch einmal wurde es Tag mitten am helllichten Tag.
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In den Aufzeichnungen von Ralph Pordzik findet sich eine Poesie, die man von den japanischen Haiku kennt, sie scheint auf besondere Weise verfügbar und dienstbar zu sein. Diese Notate entsprechen der Denkgenauigkeit der Spätmoderne, es ist Twitteratur im besten Sinn. – Lesen Sie auch einen Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.
Bereits von seinem ersten Band Verabredung mit meinem Publikum war KUNO angetan. Auf KUNO lesen Sie auch einen Rezensionsessay von Holger Benkel über Ralph Pordzik – Poesie ist das identitätsstiftende Element der Kultur, KUNOs poetologische Positionsbestimmung.