Monat: Oktober 2019

möchten sie verdienen

dauerhafte schwierigkeiten grundlegende zielstrebigkeit umgang mit erreichbarkeit ist ein muss pro woche fünf arbeitsstunden vertraulich beschäftigt ist ihre tätigkeit eine optimierung für unsere provision *** Spam Poetry von Joanna Lisiak, KUNO 2019 Die Lyrikerin Joanna Lisiak hat aus Spam-Emails Gedichte…

Alphabetikon: Satellit

Alphabetikon, Katalog von Haimo Hieronymus, 2014. Weiterführend → Vertiefend zu diesem ‚Alphabetikon‘ lesen Sie bitte das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus. Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers.

Mütter und Städte

für Sylvia Geist Manchmal habe ich die Stadt satt.‭ ‬Kleine Kinder werden überfahren.‭ ‬Oder sie werden alt und werden dann überfahren.‭ ‬Mitten in der Nacht püstern sie Laub,‭ ‬das gar nicht existiert,‭ ‬auf dem Nordstadtbahnhof Auch ich existiere nicht,‭ ‬in…

NeinQuarterly

  Ich hasse Twitter! Es sollte verboten werden – mit einer Ausnahme: NEIN von Eric Jarosinski. Der einzige Grund, der Twitter rechtefertigt. Slavoj Žižek   Eric Jarosinski ist ein Phänomen. Unter seiner Kunstfigur NeinQuarterly twittert er seit einigen Jahren Aphorismen…

GESTIRN

zieht die sonne wie ein vogelzug ihre bahn  in der zeitfuge durch die ackerfurchen des himmels  empfangen sie zweige und leiber reifen schneller frucht  und geschwür im weißen licht unter menschenhand  die brennend kalt das fleisch zerschneidet gegen den verfall…

Sehet

  Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz und den Essay zum Buch / Katalog-Projekt 630.

Traktätchen

  Erst schielt dies christlich frömmelnde Geschmeiß nach vollen Brüstchen und nach drallen Wädchen und dann – schreibt’s Andachtsbücher und Traktätchen. .     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von…

Unter dem Druck

Unter dem Druck konnten wir den Erinnerungen nicht widerstehen. Während wir dicht zusammendrängten, enthoben wir uns unseren Erinnerungen, indem wir Stegreif neue formulierten.  Dieser Abend hatte leichte Stimmung im Raum war’s kühl wir konnten ausweichen wir spielten was erst geschehen…

Der Sonnenbrand

  Sie hatte Farbe bekommen, in den letzten Tagen noch einen Sonnenbrand eingefangen. Bei jedem leichten Fingerdruck entstand ein weißer Fleck, der schnell wieder verschwand. Wenn das Gesicht ein Bildschirm der Seele ist, dachte Herr Nipp, dann ist das jetzt…

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  Gerill aus Felsen   mit der Nase an den Himmel reichen den Finger tief in der Erde   manchmal queren uns noch Sterne     *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2019 Ein Porträt von Sophie Reyer findet…

Der letzte Weg

Der griechische Gewichtheber Kounellis, der vor der gesamten Weltelite der Kraftdisziplinen bei dem leichtfertigen Versuch, den Diskuswerfer, eine antike Bronzestatue im Museo Nazionale Napoli, vom Marmorsockel zu stoßen und zum Ruhme des Sports über sein Haupt zu reißen, starb, weil…

Auswanderung

Der Despot des Absolutismus schlug gegen den Holzrahmen der Tür. Es war noch hell, daher war der Spalt zwischen Wimpern und Gesicht größer. Man hörte ein eindringliches Klopfen des Windes ans Fenster. Das blutunterlaufene Auge triefte vor Nässe, zuckte vor…

Gedichte ohne Worte VII

*** Weiterführend → Eine Würdigung der Hungertuchpreisträgerin finden Sie hier. Mehr Informationen zur Künstlerin, hier.

Der Kulibri schlüpft

Als Fräulein K. eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand sie sich in seinem Bett zu einem Kulibri verwandelt. Das Fräulein K. stand unausgeschlafen, missmutig und mit zerkratztem Gesicht vor einem Spiegel, der massiv über einer hölzernen Kommode thronte. Das…

blutbad

  fleisch oder pflanze fressen / bewusstsein haben beide / du bist in jedem fall ein mörder / das recht auf eigenständigkeit schließt die industrielle instrumentalisierung aus     *** Mit seiner micropoetry gelingt es Denis Ullrich eine übernutzte Sprache zu…

Nobel geht die Welt zugrunde

Hat sich nach der Nobelpreiss-Pause etwas geändert? Kein Romancier aus Asien. Keine Kurzgeschichten-Autorin aus Lateinamerika. Kein Essayist aus Afrika. Keine Inuit-Lyrikerin, die Naturgedichte schreibt (Greta Tintin Eleonora Ernman Thunberg* hat den Friedensnobelpreis auch nicht erhalten). Dafür eine Vorzeige-Dissidentin aus dem…

Raunen

Dem altem Befehl gehorcht das Auge schießt gedankenlos den Kopf zur Seite bietet Pfeil die Stirn gräbt tiefe Furche in junge Haut: ein Mal in Stein gemeißelt, alt wie Runen raunt es nach langer Zeit sichtbarer verblasst jedoch die Erinnerung…

Der gestrige Tag hat noch nicht begonnen

  Die an den Schnittstellen von Text, Fotografien und deren medialer Vermittlung entstandenen Erzählungen der ukrainischen Autorin, Jg. 1980, erregen nicht nur aufgrund ihrer unterschiedlichen Verfremdungsverfahren das wachsende Interesse des Lesers. Yevgenia Belorusets gelingt es vielmehr, in ihrem zweifachen Vorwort…

Die Freiheit, frei zu sein

Mein Thema heute, so fürchte ich, ist fast schon beschämend aktuell. „Ihr Werk verweist auf die Einzigartigkeit der Person, die sich dahinter verbirgt, und damit auf die Leidenschaftlichkeit ihres Denkens und ihrer Existenz. Es ist die hinter dem Werk stehende…

Die Unterbrechung wurde registriert

Die Unterbrechung wurde registriert, als anhielt, was geschah. Die Dauer des Vorgangs hatte etwas Irritierendes: Wäre etwas abzusehn gewesen, wäre man aus dem Zimmer gegangen ins Freie zur Bushaltestelle mit der Absicht,alle Wartenden ins Zimmer zu bitten, um sich ein…

stringblatt

Der Hungertuchpreisträger Thomas Suder präsentierte auf KUNO Objekte und Bilder, die eine dialektische Beziehung zwischen organischen, also eher rundlichen Formen und Strukturen, und dem was ebendieses an höchst unorganischen Formen hervorbringt, um in der angeblich erlebten geordneten Realität letztendlich wiederum…

ZUSTÄNDE

verschwindet im bahnhof dem markt mit gleisen die masse der teig das gewicht hör ich in der spur nur vibrieren seh ich die spiegel nackt das fleisch darin die zeit ein automat der spricht verschenken sie nichts damit der alltag…

winterreise

  die moorlinse ist gefroren und an ihren rändern sind hohe gräser abgebrannt. das auge liegt offen. daneben geköpfte stämme in efeufell eingeschlagen. an der parkmauer schreibt sich die zeit fort, der ich ansehe wie sie mich zurücklassen wird. auf…

ratenkauf

Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Ein Buch der Stunde

  Es sind da Dinge, die vergisst man nicht, und man begreift vielleicht erst spät, was sie einerseits bedeuten, andererseits, welche Auswirkungen und schlicht Lebensveränderungen sie mit sich bringen. In diesem, dem unseren, an Brüchen und nunmehr Apokalypsen so reichen…

Im Tunnel

Der Zug aus Paris surrte mit irrem Tempo über die singenden Gleise auf den Tunnel zu, der die Kontinente tief unter dem Wasser des Meeres verband, da ging plötzlich der Mond auf, der an diesem Tag ins Metall der Schienen…

gefangenschaften

sie haben die freiheit eingekreist mit polizisten und ordnungskräften die wortbrüche sind geschient und wasserwerfer warten auf baldige zuwiderhandlungen feiernde sind gut bezahlt und sündenböcke können ohnehin kaum einer sünde widerstehen lautlos spielen straßenmusiker in unsichtbaren käfigen melodische protestlieder nur…

Die Zeit über hat man das Gefühl

Die Zeit über hat man das Gefühl, man lenke, ohne spürbaren Nachdruck, den Gang des Geschehens. Je tiefer man in Widersprüche gerät, sie aber durchhält, ohne zu wissen, warum, desto weniger ist ein Rückzug in die entgegengesetzte Richtung vermeidbar, und…

Halb leer

  Auf Festen hat man Gelegenheit in aller Freundschaft mit alten Bekannten zu reden, über Gott und die Welt, wie man gerne sagt, meist jedoch über Fernsehen und Fußball. Da unterhalten sich zwei gestandene Männer (sagt man so, wenn sie…

Widerstand gegen Nicht–Orte

Der Mensch braucht den kleinen Rausch, sonst fängt er an zu revoltieren. Jutta Voigt Ähnlich wie der erste Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet kann man die Lokalhelden augenzwinkernd als „Historienroman“ bezeichnen. Hier ist jedoch nicht die Fernvergangenheit gemeint, sondern der Zeitraum zwischen…

Terres

Verblutung. Wer an das Göttliche glaubt, glaubt doch nur an sich selbst, sagt Terres, der Orgler, der Glasperlenspieler und Komponist des Selbstgesangs. Im Herbst war die neue Orgel fertig, gebaut nach seinen Plänen. Eine Orgel ist eigentlich nie groß genug,…

Mahnruf an die Deutschen

Wir wollen gehört werden, denn wir reden als Warner, und immer ist die Stimme des Warners, wer es auch sei und wo sie auch immer erklinge, in ihrem Rechte; dafür habt ihr, die angeredet werden, das Recht, euch zu entscheiden,…