es kommen die Winterfeiertage
jetzt nimmt der Schmerz zu
(das entwichene Blut aus dem Gesicht der veränderten Jahreszeit
konntest du wittern die Temperatur
anhand der Farbe bestimmen
– du hättest sie wie einen wilden Hund auf dich hetzen können)
der Wein schmeckt sauer deine Genossin Lebensgefährtin
weint sich an deiner Schulter aus sie sehnt sich
nach den Jahren von damals mit deinen Besäufnissen
mit all den Frustrationen Abstürzen Eskapaden
Anitceauşeskiaden und allem anderen was noch dazu gehört
haben mag
damals
spürtest du wirklich was es heißt Angst zu haben
Hass Schmerz Liebe alles in einem gebündelt erfasste dich
plötzlich
als du erkanntest dass es keine Weihnachtsliedersänger waren
die sich auf den Weihnachtsbaum stürzten – unter ihren Schritten
hatte
sich das Pflaster des Trottoirs bereits in die Hosen gemacht –
wer sie wohl geschickt hatte und wer hatte was davon
euch zu zeigen
wer der starke Mann war in diesem Versteckspiel
Ceauşescu ist tot es lebe Ceauşescu hättest du gerne gewitzelt
auch
der vorzeitig erwachte Morgen der noch nicht dazu gekommen ist
sich die Zähne zu putzen wird dir nicht
die Herkunft des Namens und
des Fotos in dem Pass den du ihm hinhältst als wäre es deiner
erklären können
das war nicht anders zu erwarten
schon immer bist du im Körper und in den Kleidern eines anderen
unterwegs gewesen
warum solltest du nicht endlich auch
an seinem Pass teilhaben
***
Bleierne Flügel, Gedichte und Bilder von Traian Pop (edition monrepos), 2017
Traian Pop, ein aufbegehrender Schriftsteller der Generation ’80, der Lyrik, Prosa, ›zornige‹ Dramen und Anti-Ceausescu-Texte verfasst hat, meldet sich nun zurück nach einer Weile der Abwesenheit, die wir schmerzlich empfunden haben – wir alle, die Zeugen seines fulminanten Eintretens in die literarische Arena gewesen sind. Damals, in den Jahren des jungen Temeswarer Geistes.
Cornel Ungureanu