ALS WIR NOCH KÖNIGE HATTEN

Früher hatten auch wir Könige.

Sie standen zeitig auf,

um uns das Frühstück zu machen.

Danach putzten sie die Fußböden

unserer Paläste.

Mittags und abends trugen sie

in devoter Haltung die Speisen auf.

Sie trieben das Wild zusammen,

damit wir leichtes Spiel bei der Jagd hatten.

Manchmal steckten wir sie

aus nichtigem Anlaß in den Kerker.

Ihr Flehen und Jammern

konnte uns nicht erweichen.

Wenn das Land uns zu klein wurde,

schickten wir sie in den Krieg.

Sie waren immer für uns da.

Unsere Teller waren stets gut gefüllt,

auch wenn sie Hunger litten.

Wir trauern diesen Zeiten nach.

Wir vermissen unsere Könige.

Nicht mal der Pizzabote

kann sie uns ersetzen.

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Lesen Sie auch die Gratulation von Markus Peters zum 70. Geburtstag auf KUNO. Eine  Würdigung des Herausgebers und Lyrikers Axel Kutsch im Kreise von Autoren aus Metropole und Hinterland hier.

Unbedingt zu empfehlen der Band Versflug, der ausgewählte Gedichte aus den Jahren 1974 bis 2015 enthält. Neben neuen Gedichten, die zum Teil in Literaturzeitschriften (u. a. Das Gedicht, Matrix) und Anthologien wie „Jahrbuch der Lyrik“ veröffentlicht wurden, enthält dieser „Versflug“ durch rund vierzig Jahre ausgewählte Gedichte aus Kutschs bisherigen Lyrikbänden. Die Anordnung der Gedichte erfolgt nicht chronologisch, sondern in einer themenorientierten Zusammenstellung als doppelbödiges Spiel aus Scherz, Satire, Ironie mit ernsten Zwischentönen.