mein Freund drehte einen Film
der nie seine Kosten einspielte – musste er auch nicht – sie verziehen
ihm und der Film gehört heute
zu den besten Filmen aus der Zeit nicht wie meiner
der seine Kosten einspielte
den aber niemand sehen will
mein Freund
verdiente sein Brot in einem Film der von der Securitate kassiert
wurde (wer wird nach Jahren noch
wissen was dort los war?) sein wichtigster Mitarbeiter
hatte am Donau – Schwarzmeer – Kanal gearbeitet (wer
wird nach Jahren
noch glauben dass er einfach mit dem Leben davonkam?)
meinem Freund aus der Deutschen Demokratischen Republik
verpasste die STASI ein umfangreiches Script – ohne das
jemals jemand von ihm Notiz genommen hätte – und heute
ist er der erbittertste Feind des Kinos
der Totengräber des Kinos ist ein fuchsteufelswilder Filmemacher
dessen Retter
ein gelangweilter Filmemacher
ein Dilemma für mich
aus dem herauszukommen mir auch meine Mitgliedschaft
im Zuschauerverein
nichts nützte
das alles zu Papier bringen die Blätter auffordern sich in die Lüfte
zu erheben wie Friedenstauben
(wieder so ein Bild das durch die neuen Kräfteverhältnisse
in der Welt obsolet geworden ist)
sie zwingen an deinen krankhaften Vorstellungen mitzuleiden
so zu deinen Leidensgenossen zu werden
zu unseren zu ihren zu euren – c’est merveilleux
c’est magnifique –
„wozu dieses Gequassel“ sagst du dir noch bevor du die frisch
gestrichene Klinke der Diensttür drückst ohne zu wissen
dass dahinter die Realität – durch die Augen des
völlig besoffenen Verwalters betrachtet – ein Bankett
wie auf dem Theater inszeniert hat
„alles schön und gut“ wirst du in Richtung des Darstellers
mit dem abgebissenen Ohr rufen darauf bedacht
dass es nicht ausgerechnet in deinem Champagnerglas landet
der blutige Rest
dieser Auseinandersetzung
über Anschauungen
***
Bleierne Flügel, Gedichte und Bilder von Traian Pop (edition monrepos), 2017
Traian Pop, ein aufbegehrender Schriftsteller der Generation ’80, der Lyrik, Prosa, ›zornige‹ Dramen und Anti-Ceausescu-Texte verfasst hat, meldet sich nun zurück nach einer Weile der Abwesenheit, die wir schmerzlich empfunden haben – wir alle, die Zeugen seines fulminanten Eintretens in die literarische Arena gewesen sind. Damals, in den Jahren des jungen Temeswarer Geistes.
Cornel Ungureanu