Die Stadt ein tropischer Steinbruch –
Ich lese und lese, aber die Buchstaben
Entziffern, -blättern sich nicht mehr.
Die Kommentarbäume hängen voller
Idioten, in den Lüften das Meerkatz-
Geschrei einer verschwindenden Sonne,
In diesem mittleren Landstrich von
Rest-De-Profundis. – Jede Erkenntnis
Ihres Verlusts kommt acht Minuten
Oder ein paar Menschenleben zu spät.
Hämisch wispern die Netze, bis die
Kabelschleppe von der langsam sich
Senkenden Kälte zerbricht. Am Ozean-
Grund, bei den schwarzen Rauchern,
Ist noch Licht, – eine leuchtende
Schwärze, ein langgezogener Nach-
Hall der Äonen, bevor das geballte
Felsengerüst mit dem summenden
Kern sich aus der Verankerung löst
Und den neuen Verheißungen zu,
Dem Nullitäts-Gral aller Verwüstung,
Wie der Gottwolf, an der gerissenen
Kette, richtungslos zufällt. Himmels-
Mechanik, Ekliptik, – die Lettner
Dröhnen unter dem sich senkenden
Frost, in den Presbyterien stammelt
Das Hoffen, der Zorn; und die Apsis
Des Mondes stürzt über dem Dom-
Fels kreischend zusammen … während
Der glimmende Punkt in der Ferne
Unserer Schwärze, weiß, konvulsierend
Wie Lidschluß, fauchend verlischt.
***
Bodenkunde, Gedichte von André Schinkel, Mitteldeutscher Verlag Halle 2017
Weiterführend →
Lesen Sie auch das KUNO-Porträt des Lyrikers André Schinkel,