Kunst ist das Herz der Demokratie

 

Wer die Freiheit der Kunst nicht bewahrt und nutzt, versagt. Versagen wir, versagt unsere Gesellschaft. Versagt sie, hat sie – haben wir – keine Zukunft mehr. Darum ist die Freiheit von Kunst und Kultur eine wesentliche Bedingung der Möglichkeit für die „Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft“

Gerhart Baum

 

Eine Mahnung A.L. Kennedys. Die Förderung von Kunst und Kultur ist keine Frage des Geldes, sondern eine der Haltung – sie gehört zur ethisch-moralischen Daseinsvorsorge der Bürger.

Wo die Kunst, und mit ihr die Kultur, der Monetarisierung, dem Diktat der Ökonomisierung gänzlich unterworfen ist, ist sie unfrei. Unfreiheit ist aber die höchste Form des Mangels an Freiheit. Wo es nun an Freiheit mangelt, kann Kultur nicht sein. Und wo es an Kultur mangelt, mangelt es, so Alison Louise Kennedy in ihrer Rede anlässlich der Verleihung des Heinrich-Heine-Preises, gemeinhin auch an Menschlichkeit:

„Zwischen dem Mangel an Kultur und dem Mangel an Menschlichkeit besteht eine Verbindung.“

Insofern ist die Förderung von Kunst und Kultur – und bei dieser Förderung geht es nicht ums Geld, es geht allein um eine Haltung – nichts weniger als ethisch-moralische Daseinsvorsorge für die Bürger: Da, wo Kunst und Kultur nicht gefördert wird, wird sie getötet. Und was, wenn sie getötet wird?

„Zuerst wird die Kunst ermordet, dann der Mensch. Immer. Immer.“

Diese mahnenden Worte der Heine-Preisträgerin Alison Louise Kennedy sollte sich der kommunal Hauptverantwortliche, der auf der gleichen Veranstaltung, von ihren Worten offenbar gänzlich unbeeindruckt, einer mündigen Bürgergesellschaft das Wort redete, in einer ruhigen Minute noch einmal ganz genau durch den Kopf gehen lassen, bevor er weiterhin von „niedrigschwelligen Angeboten“ schwadroniert, die Kunst und Kultur zu machen haben, um auch zukünftig in den Genuss finanzieller Förderung von seinen Gnaden zu kommen.

Denn auf solch eine Haltung, solche Handlungen und Einstellungen waren die Worte von A. L. Kennedy gemünzt. Eine Haltung, die dem Einzelnen vielleicht gar nicht recht bewusst sein mag. Und damit auch nicht die möglichen Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Doch auch wenn die Konsequenzen unbeabsichtigt sind, sind sie vorhersehbar.

Insofern kann sich auch der, der in lauterer Absicht handelt, nicht seiner Verantwortung entziehen: Als gewendeter Mephisto ist er so Teil der Kraft, die stets das Gute will – aber dann das Böse schafft.

 

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Worüber reden wir, wenn wir über Kunst reden? von Stefan Oehm, Königshausen und Neumann, 2019

KUNO würdigte das Buch von Stefan Oehm mit einem Rezensionsessay. Eine Leseprobe aus Worüber reden wir, wenn wir über Kunst reden? finden Sie hier.

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