Beachtenswertes

Getrennt voneinander stellte sie sich zur gleichen Zeit zwei Fragen: Was ging außerhalb des Hauses, im stumpfen Blickwinkel zweier Straßen, vor sich? (Sie vernahm draußen laute Stimmen in einer fremden Sprache.)

Was sollte geschehen, nachdem sie Vorbereitungen getroffen hatte für eine Arbeit, die sie nicht geplant hatte und der sie in keiner Weise geneigt sein konnte?

Sie stand unentschieden, mit den Stimmen, mit dem Straßenbild: Hier prallte eine abschüssige Straße frontal aufs Haus zu, spreizte sich aber dann rechts und links der Fenster geradewegs, das Haus in die Mitte nehmend.

Sie stand unentschieden in der Unauffälligkeit ihres Zimmers, ratlos verhalten zu den Dingen, die sich auffordernd und ohne Ausnahme aufeinander und somit auf sie bezogen, deren zwingende Gesetzlichkeit sich ihr fortlaufend entzog.

Nicht im Entferntesten verspürte sie den Willen, auf beide Fragen eine bewegliche Antwort zu finden, beide Fragen aufeinander einzuspielen.

Sie wünschte sich einmal, Geschichten schreiben zu können über Personen, die in Wirklichkeit gar nicht existieren konnten -, und doch müsste beim Lesen dieser Geschichten die Einsicht ins Lebendige inniger sein, als es je in Wirklichkeit möglich wäre.

 

***

Delta … als sei ihre Unsichtbarkeit nichts weiter, von Angelika Janz 2020

Angelika Janz erzählt im Delta ganz aus der Innenperspektive und schafft eine leicht verfremdete Atmosphäre. Mit sezierendem Blick und literarisch sehr eigenwillig zeigt sie eine soziale Gemeinschaft und eine Gesellschaft, die sich selbst zersetzen. Über eine zusammenhängende Folge hinweg wird die Geschichte durch die vielen kleinen redundanten Bewußtseinsströme in Offene geführt.

Weiterführend → 

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd