Eine ältere Dame mit weißem Haar mit rosa Stich, den ihr eine taktlose Friseuse ungefragt verpasst hat, kauft in einem Haushaltgeschäft 134 Essgabeln. Der junge Verkäufer, wel- cher seinerseits in seiner Nackengegend graue Haare hat, dies aber weder weiß noch ahnt, glaubt sich verhört zu haben und fragt deshalb halb vorsichtig, halb scherzend: Gleich 134? Und keine Messer, keine Löffel? Die ältere Dame, die sich zwar nicht verhört hat, doch das Prinzip verfolgt nur ganze und daher nachvollziehbare Sätze anzunehmen, schweigt unbeteiligt, worauf der junge Verkäufer seine Frage instinktiv richtig formuliert indem er direkt meint: Was um Himmels Willen machen Sie mit 134 Gabeln? Darauf die ältere Dame mit weißem Haar mit rosa Stich: Sie werden wohl nicht im Ernst eine ältere Dame mit weißem Haar danach fragen, was sie mit 134 Gabeln macht?
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Blempek ist ein Trick, der sich bewährt, von Joanna Lisiak, 2018, 356 Seiten, isbn 978-3-75280-372-3
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Holger Benkel denkt in einem Rezensionsessay anhand des Blempek über kleine dinge mit seelen nach. Lesen Sie auch das Porträt der Autorin und das Kollegengespräch zwischen Sebastian Schmidt und Joanna Lisiak. Holger Benkel denkt in einem weiteren Rezensionsessay über den sinn der wendungen nach. KUNO verleiht der Autorin für das Projekt Gedankenstriche den Twitteraturpreis 2016. Über die Literaturgattung Twitteratur finden Sie hier einen Essay.