Gelegenheitstexte

Der Dichter, der sein Gesicht verbirgt, bewegt sich auf heiligem Terrain. Er benutzt Gottes eigenen Trick.

Don DeLillo

Für diesen VerDichter war es ein letztes Anliegen, seinen Vorlass selbst zu ordnen. In diesem Band werden biographische, werkgenetische und poetologische Fragen beantwortet. Auf Seite 3 fällt die Bezeichnung „Gebrauchsprosa einer Fussnotenexistenz“ auf, bezeichnend für die selbstironische Distanz, die A.J. Weigoni zum Literaturbetrieb hatte, und die sich immer mehr vergrösserte. Er betrachtete die Werkimmanenz eher spöttisch, auf gehörigem Abstand.

Auf dem 96 Seiten umfassenden Band sind Essays, Glossen und ein Kollegengespräch des Schriftstellers aus den vergangenen rund 25 Jahren gesammelt, die er vor seinem Tod noch selbst für den Band ausgewählt hatte. Kurze Erinnerungsstücke und essayistische Betrachtungen machen das Buch zu einem kurzweiligen Leseerlebnis, diese bilden nicht nur quantitativ einen bedeutenden Teil des Weigoni’schen Werkes. Der Vorlass ist eine Art Mobile, an dem verschiedene Textsorten eine vage, doch erkenntnisfördernde Balance erzeugen. Immer wieder finden sich unter den Essays auch programmatische Texte wie „Medienpädagogisches Arbeiten mit Jugendlichen“, er hatte stets ein offenes Ohr, was man auf vordenker in der Reihe MetaPhon nachhören kann.

Für Weigonis Verständnis von Lyrik finden sich grundlegende Ausführungen wie VerDichtung, eine „Auftragsarbeit“ die ihm zu seinem 50. Lebensjahr abgefordert wurde. Nicht minder schwergängig in der Suada „Verweisungszeichen zur Poesie“, wie er die die Leidenschaft für abstrakte Denkmodelle mit der Lust am Fabulieren verbindet, an den Pathos, Expressivität, Schönheit der Worte glaubte und die Identität (in!) der Sprache beschwörte, nur sie gab ihm zuweilen Heimat. Das schwerblütige wird unterbrochen von heiteren Petitessen wie the young Weigoni zur Schrift kam, über den Stadionbesuch eines längst abgerissenen Fußballstadions, bis hin zur Entdeckung eines „California Girls“, und das ausgerechnet auf der Insel Langeoog an der Nordsee.

Nie war Weigoni persönlicher und offener als in diesen Essays und Rückblicken. Nicht nur die Offenheit überrascht, sondern auch die Leichtigkeit und der spielerische, aber durchaus kritische Umgang mit den Erinnerungen an die Kindheit und Jugend. In seinen unkonventionellen Betrachtungen schreibt und spricht er unverstellt, unmaskiert, nicht respektlos, aber wohltuend deutlich. Diese Art von Literatur ist offen und nie vollendet, vielleicht kann man sie als eine Art von progressiver Universalpoesie bezeichnen.

Einzig zu bemängeln ist, dass dieser Band nur im Prosa-Schuber erhältlich ist, quasi als Entschädigung gibt es eine Originalgraphik, die Haimo Hieronymus auf das Cover gesprüht hat. Das Buch als Objekt, ein Sammlerstück.

 

 

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Vorlass, Gebrauchsprosa von A.J. Weigoni, Edition Das Labor 2019.

Cover: Original-Schablonendruck von Haimo Hieronymus

Alle Exemplare des Prosa-Werks sind handsigniert und limitiert in einem Schuber aus schwarzer Kofferhartpappe erhältlich. Es ist ein Akt der Werkoffenbarung. Darin enthalten sind die Novelle Vignetten, die Erzählungen Zombies, der Novellen-Band Cyberspasz, a real virtualityDer erste Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet und der „Heimatroman“ Lokalhelden.

Und nur in diesem Schuber enthalten sind das Hörbuch 630, sowie Weigonis Gebrauchsprosa Vorlass, in dem biographische, werkgenetische und poetologische Fragen beantwortet werden.