A text that alludes to Eliot’s Waste Land, was set to music by Tom Täger, using minimalist techniques and sound effects like the rustle of paper.
Judith Ryan · The Long German Poem in the Long Twentieth Century
Poesie ist eine alchemistische Kunst.
Holger Benkel
Das Hörspiel ist gleichsam ein Wassertropfen, in dem sich die Welt spiegelt. Erfahrung einatmen, Poesie ausatmen. Der Autor erhebt Satzschachtelungen, Paraphrasen und fragmentarische Wiederholungen zur Kunstform. Die Schauspielerin Bibiana Heimes erzeugt einen geradezu körperlichen Rhythmus von Umkreisen, von Innehalten und Weiterspinnen. Leben und Dichtung sind nicht getrennte Bereiche, sie entwickeln sich miteinander in Verantwortung und Zeugenschaft. Stenografische Spontaneität und szenografisches Geschick sind in diesem Stück kein Widerspruch.
A.J. Weigoni stellt mit einen Hörspiel unser Zeitempfinden und unsere Vorstellung von Identität auf die Probe. Der vielfach ausgezeichnete ungarisch-deutsche Schriftsteller und Medienpädagoge Weigoni schafft mit seinem Text, Papiergeräuschen und der Stimme von Bibiana Heimes eine Atmosphäre, die uns einem Gedanken ganz schnell auf den Pelz rücken lässt: wir sind alle Gefangene unserer selbst.
Buchpiloten, Radio Bremen
Dieses Langgedicht schraubt sich wie Tunnelbohrer durch zeitgenössische Erfahrungsräume. Ob dieses Monodram etwas bedeuten soll, ist zweitrangig. Entscheidend ist, daß sie sich ereignet. Diese Lyrik ist ein Sprachgeschehen, das die Leser synchron miterleben können, vorausgesetzt, er ist bereit, den sprunghaften Wechsel zwischen symbolistischen und gegenständlichen Weltbeschreibungen mitzuvollziehen. Es ist ein intellektuelles Vergnügen sich an dem eigenwilligen Umgang mit literarischen Formen und Tonarten zu erfreuen. Weigoni liefert in seinem Monodram ein subtiles Kammerspiel eines inneren Monologs. Die Schauspielerin Bibiana Heimes ist Silbe für Silbe auf der Suche nach dem Kern und sieht darin eine Metapher zu den Bekleidungen der eigenen Identität. Sie gestaltet feine Zäsuren im Redefluss mit einer freien, reinen Gelenkigkeit als Sprecherin, eine locker schraffierte Haltung, überhaupt das Skizzenhafte, die hingehauchte, nie vollends auserklärte Figur. Jo Chang laboriert mit Methoden zum Einfangen irrationaler Verbindungen mittels der „écriture automatique, sie erkennt die seelischen Verkrüppelungen, Restriktionen und kommunikativen Verarmungen, das Orientierungsdefizit der Mitmenschen, ihre autistischen Tendenzen, Doppelmoral, Neurosen und den Lebensverzicht. Vertreibung, Heimatlosigkeit, Unterwegssein, Fremdsein und innere wie äußere Entfremdung ist erinnertes Schicksal. Jo Chang ist die Sprache die letzte verbleibende Behausung geblieben. Diese Perspektive birgt reizvolle Chancen für kleine Grausamkeiten und unerwartete Wahrheiten.
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Unbehaust ist enthalten in: Der Schuber, Werkausgabe der sämtlichen Gedichte von A.J. Weigoni. Edition Das Labor, Mülheim 2017
Die fünf Gedichtbände erscheinen in einer limitierten und handsignierten Ausgabe von 100 Exemplaren. Mit dem Holzschnitt präsentiert Haimo Hieronymus eine handwerkliche Drucktechnik, er hat sie auf die jeweiligen Cover der Gedichtbände von A.J. Weigoni gestanzt hat. Bei dieser künstlerischen Gestaltung sind „Gebrauchsspuren“ geradezu Voraussetzung. Man kann den Auftrag der Farbe auf dem jeweiligen Cover direkt nachvollziehen, der Schuber selber ist genietet. Und es gibt keinen Grund diese Handarbeit zu verstecken.
Alle Exemplare sind zusammen mit dem auf vier CDs erweiterten Hörbuch in einem hochwertigen Schuber aus schwarzer Kofferhartpappe erhältlich.
Hörbproben → Probehören kann man Auszüge der Schmauchspuren, von An der Neige und des Monodrams Señora Nada in der Reihe MetaPhon.