über die gefalteten dächer
wirft der krieg girlanden
ayhan schläft seit tagen
ziehen schillerfalter ins gebirge
liegen tarnnetze über karawansereien
und in den ebenen flugabwehrraketen
ayhan geht im traum
nackt zwischen soldaten
schläft der halbmond
hören schmetterlinge
flüsternde stimmen in den bergen
drängen truppen
von allen seiten gegen die stadt
auch vom meer
täuschen weiße segel frieden vor
rudert ayhan ihnen entgegen
in simulationen
fällt soldaten das töten leicht
im häuserkampf richten sich die gefalteten dächer
noch einmal auf
später werden die dichter des landes
die schönheit der berge besingen
doch die schillerfalter kehren nicht zurück
***
herzecho – lyrische sonogramme von Werner Weimar-Mazur. Verlag Rote Zahlen, Buxtehude, 2016
Kleine Falter
„Ein toller Titel zum mutigen Cover, und Deine Gedichte haben in der Tat etwas von kleinen Faltern, weil sie sich so still und behutsam bewegen. … ich mag die strenge Ökonomie der Wörter, sie schult das Ohr beim Lesen, jedenfalls meins.“ … Die Gedichte sind „leicht wie Insekten auf Haut.“
Ulrike Almut Sandig
Weiterführend →
Eine Würdigung von hautsterben durch Ulrich Bergmann finden Sie hier. Auf KUNO lesen Sie u.a. einen Rezensionsessay von Holger Benkel über Werner Weimar-Mazur. Wir begreifen den Essay auf KUNO als eine Versuchsanordnung, undogmatisch, subjektiv, experimentell, ergebnisoffen. Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.