Bonn, Kaiserplatz, 5.6. a. m.

 

Verehrter Herr Jo,

ich hob das Espressotässchen, um den letzten Schluck zu nehmen, da sah ich über der Tasse oben auf dem Balkon des Eckhauses über dem Bücherkarren den leibhaftigen Luigi Pirandello, und unsere Augen begegneten sich. Er lächelte. Dann rief er mir zu: „Signore, verschlucken Sie sich nicht!“ Da musste ich lachen – und verschluckte mich. Und hörte gerade noch, wie er rief: „Signore … ahimè! … Ich sehe Sie ja gar nicht mehr … was ist passiert?“ Und mein letzter Gedanke war: Wenn sich das Nichts verschluckt, bin ich dann wieder da?

 

 

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Pirandello-Geschichten, von Ulrich Bergmann + Selbstporträts, Damonte, Bonn 2021

Weimar ist nicht Bonn

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Auch in seinem Projekt Pirandellos nutzt Ulrich Bergmann das Postkartenformat. Mit seinen „Correspondenzkarten“ verschafft er den Lesern das Vergnügen von spezieller Twitteratur. Es ist eine bildungsbürgerliche Kurzprosa mit gleichsam eingebauter Kommentarspaltenfunktion, bei der Kurztexte aus dem Zyklus Kritische Körper, und auch aus der losen Reihe mit dem Titel Splitter, nicht einmal Fragmente aufploppen. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier. Lesen Sie auf KUNO zu den Arthurgeschichten auch den Essay von Holger Benkel, sowie seinen Essay zum Zyklus Kritische Körper.