Bonn, Kaiserplatz 9.8.

 

Lieber Herr Jo,

soeben – ich hatte kaum den Espresso macchiato bestellt – trat Pirandello auf seinen Balkon und rief laut über den seit Wochen durch Baustellen verschandelten Platz: „O crudele Germania! Come tratti il to posto più bello!“ Er sah mich nicht. Ich blickte mich um: Das Baugerüst am Schloss … der Zaun um den Brunnen, dessen drei Fontänen schweigen müssen … die bei laufenden Motoren parkenden Stadtbusse … die lauten Radios alkoholisierter ‚Punker‘ … Baulärm hier, Baulärm dort … Es ist zum Davonlaufen. Ich kippte schnell den Espresso hinunter und verließ den traurigen Platz.  

 

 

 

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Pirandello-Geschichten, von Ulrich Bergmann + Selbstporträts, Damonte, Bonn 2021

Weimar ist nicht Bonn

Weiterführend →

Auch in seinem Projekt Pirandellos nutzt Ulrich Bergmann das Postkartenformat. Mit seinen „Correspondenzkarten“ verschafft er den Lesern das Vergnügen von spezieller Twitteratur. Es ist eine bildungsbürgerliche Kurzprosa mit gleichsam eingebauter Kommentarspaltenfunktion, bei der Kurztexte aus dem Zyklus Kritische Körper, und auch aus der losen Reihe mit dem Titel Splitter, nicht einmal Fragmente aufploppen. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier. Lesen Sie auf KUNO zu den Arthurgeschichten auch den Essay von Holger Benkel, sowie seinen Essay zum Zyklus Kritische Körper.