A.J. Weigoni ist von uns gegangen, die Aufgabe des Lesers besteht darin, sich aus diesem Konvolut an Bruchstücken, Scherben und Fragmenten ein Zeitbild zusammenzusetzen. Sein Werk ist eine Röntgenaufnahme dieser Wechselwirkungen.
Weigoni konnte nicht existieren, ohne zu schreiben, und er wollte nicht schreiben, ohne sich gegen das Elend der Existenz zu empören.
Keine der Erzählungen in den Zombies umfasst mehr als 20 Seiten, und doch verleiht die Weigoni jeder einzelnen ihrer Figuren und Geschichten eine Tiefe und ein Facettenreichtum, dass sie einen Roman füllen könnten. Sie verleiten weniger zum Nach- als zum Weiterdenken, am besten mit den Novellen Cyberspasz, a real virtuality. Hier finden sich etliche Figuren und einige Figurationen wieder.
roman d’essai
Alfred Andersch
In seinem letzten Roman Lokalhelden erscheint das Rheinland als eine zum Stillstand gekommene Landschaft, ein Transitraum voller Burgruinen, Fragmente, Zitate. Das Unwahrscheinliche ist gewiss, das Skurrile gehört hier zum Alltag. Es ist die Version einer verirrten Gesellschaft. Weigoni befindet sich im Spannungsfeld von Traditionsvergewisserung und Traditionsauslöschung. Sein Spiel mit der Tradition, mit literarischen oder filmischen Genres, Motive beziehungsweise narrative und ästhetische Verfahren bezieht, und der Bruch mit diesen tradierten Strukturen. Tradition meint aber eben auch politische und intertextuelle Tradition, Politik und Zitat also. In diesem Roman lesen wir Momentaufnahmen von einer ungemeinen sprachlichen Sogwirkung.
Was bedeutet Fremde, was macht Heimat aus, wo fühlen sich die Menschen zugehörig?
Auch eine Fiktion kann zur historischen Pflichtlektüre werden. Vor allem, wenn sie so eingerichtet ist, wie in seinem ersten Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet. Weigoni lässt hier Gegensätze und Nichtzusammengehöriges so zusammenprallen, dass sich blitzartig die Erkenntnis eines zuvor verborgenen Zusammenhangs einstellt. Er beobachtet scharf, ohne dabei seine Figuren unsympathisch werden zu lassen. Diese changieren zwischen Naivität, Weltweisheit, Liebenswürdigkeit und den allzu menschlichen Schwächen. Seine aufmerksame Beobachtungsgabe sorgt für ungewöhnliche Blickwinkel auf die Wirklichkeit, die zuweilen auch in surrealistische Momente zu kippen vermag.
Weigoni beschreibt damit die Übergangszeit zwischen Literatur und Bildkunst.
Mit der Prosa im Schuber lässt sich dieses Werk nun selbst als ein abgeschlossenes Sammelgebiet bezeichnen. Weigoni war im deutschen Literaturbetrieb ein Außenseiter, der sich mit der Welt aus lauter Liebe zu ihr überwarf. Er war von einer glühenden Unbedingtheit und diese Glut wirkt in seinem Werk nach.
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Weiterführend:
→ Alle Gedichtbände sind zusammen mit dem auf vier CDs erweiterten Hörbuch Gedichte in einem hochwertigen Schuber aus schwarzer Kofferhartpappe erhältlich.
→ Eine Werkübersicht über die akustische Kunst finden Sie in der Reihe MetaPhon.
→ Auch die Prosa ist in einem Schuber erhältlich. Und nur darin enthalten ist das Hörbuch 630 und der Band Vorlass.