Zwischen den parallel laufenden Neongängen befinden sich Schaufensterblöcke. Die Schaufenster sind wie Aquarien. Es passt nicht mehr dahinter als ein einziges, bunt überdecktes Doppelbett, welches wohl nicht einmal seiner Originalgröße entspricht. Die drei dichtgrenzenden
Wände sind mit Vorhangstoffen bespannt.
Weder ein Preisschild noch ein Firmenname weisen auf den Aufbau hin.
Sie bemerkt zum ersten Mal den Abdruck einer Tür in der Tapete. Indem sie sich auf dieses Bild einlässt, wird die Tür für sie bestimmend, die Tür besetzt den Raum. Lange macht sie sich davor zu schaffen, sie rät Klinken und Schloss Höhe.
Sie verträgt keine Gegenstände mehr davor -später auch nicht im Grenzbereich der Tür: sie räumt den Raum aus, und je mehr Gegenstände sie entfernt, desto stärker beherrscht sie die Tür. Einmal träumt sie, die Tapete habe sich gelöst, und die Tür stünde jetzt nackt zwischen Wänden -, da ist sie aufgesprungen und hat sich mit der Körperfront und erhobenen Armen gegen die verklebte Tür gepresst. Sie hat gespürt, wie viel wärmer jener Teil der Tür war als das Übrige, und dann hat sie mit einem Rasiermesser kleine Quadrate in die Tapete geschnitten.
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Delta … als sei ihre Unsichtbarkeit nichts weiter, von Angelika Janz 2022
Angelika Janz erzählt im Delta ganz aus der Innenperspektive und schafft eine leicht verfremdete Atmosphäre. Mit sezierendem Blick und literarisch sehr eigenwillig zeigt sie eine soziale Gemeinschaft und eine Gesellschaft, die sich selbst zersetzen. Über eine zusammenhängende Folge hinweg wird die Geschichte durch die vielen kleinen redundanten Bewußtseinsströme in Offene geführt.
Weiterführend →
Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd