Sie hatte nicht glauben wollen, dass die Umstände, unter denen man lebt, und die Arbeit, die man dabei verrichtet, derartig voneinander getrennt sein könnten, dass die Auswirkungen aufeinander kaum beobachtet oder registrierbar werden. Jeder Versuch einer Annäherung machte die Entfernung deutlicher. Dabei wusste sie doch, dass sie nie zuvor ein derartig zersetzendes Bedingungsverhältnis eingegangen war.
Die Reihenfolge einfahrender Bahnen gliedert sich in einem neonbeleuchteten Kasten nach zwei Richtungen unter die Ziffern eins bis drei. So vermag jeder Fahrgast sich auf das Eintreffen seiner Bahn vorzubereiten.
Meistens genügt es, wenn der erste Beobachter dieser Ziffern in Bewegung gerät, was das Vortreten der übrigen Fahrgäste veranlasst, noch bevor der Zug einläuft. Einsteigende zeichnen sich durch eine unbelehrbare Ungeduld aus: Man könnte glauben, sie wünschten die fortzusetzende Anwesenheit derer, die aussteigen wollen.
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Delta … als sei ihre Unsichtbarkeit nichts weiter, von Angelika Janz 2022
Angelika Janz erzählt im Delta ganz aus der Innenperspektive und schafft eine leicht verfremdete Atmosphäre. Mit sezierendem Blick und literarisch sehr eigenwillig zeigt sie eine soziale Gemeinschaft und eine Gesellschaft, die sich selbst zersetzen. Über eine zusammenhängende Folge hinweg wird die Geschichte durch die vielen kleinen redundanten Bewußtseinsströme in Offene geführt.
Weiterführend →
Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd