Einzelbildschaltung. Unter die Zeitlupe nehmen, das Vergangene zum wiederholten Male um Schamhaaresbreite abtasten, in der verzögerten Vergrösserung, den schweisstriefenden Porenkratern, jener kollektiefbewussten Atemlosigkeit, dem kleinen Tod?!?
Fremdkörperlich. Der Blick, zentriert im Fadenkreuz, der subjektiven Wahrnehmung. Messerscharfe Kanten halten die Fingerkuppen zurück. Erhöhen die Brennschärfe der Betrachtung, lassen sie in das Material eindringen. Das chaotisch Amorphe nimmt die vagen Konturen einer schrundigen Landschaft an. Pulsierende Farbporen–Schichten–Schächte, Kanäle und Nebenwege. Auch interessierte Blicke heucheln zuweilen Sachverstand und lassen gespeicherten Moder von Theoriestaubschichten vor die Linse rieseln… Andächtig, nicht religiös. Ausschliesslich grundierte Begründungen greifen tiefer, verhaspeln sich im Ton, schlieren ab und finden sich auf dem dunkelsten Fleck des Blutrot, auf diesem linken Seitenflügel des durch Stahlverstrebungen zusammenmontierten Tryptichons. Im Widerspruch zur unvermindert starken Neigung, sich auf die ausfransenden Ränder zuzubewegen, ins Orangerost hinüberzuwedeln, oder sich auf das angedeutete Mausgrau zu retten. Trügerisch glüht der blassrosa Himmel und jene im rostbraun verschwindende Gestalt. Sie scheint der mit Hammer und Sichel eingemeisselte Umriss einer geschichtlichen Figur, welche bereits in eine verklärte Ferne des bewussten Horizonts gerückt, und dort den allgemeinen Stillstand dokumentiert, eingereiht in ein illustres Wachsfigurenkabinett der Homunkuli und Doppelgänger.
Detailintensität. Es scheint nur so, als tarne sich hier ein Möbel als Bild, als bilde dieser Paravent etwas ab. Nicht nur Farben verlaufen sich auf dieser Fläche… Licht bricht sich auf den Pigmenten und gibt damit dem Ganzen eine Aura von unwiderstehlicher Suggestivität im stimmungsschwankenden Übergang zwischen Ahnen und Wissen, Nachweisen und Aufspüren, der Statik der Wörter, abseits einer rational dominierenden Intelligenz.
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Cyberspasz, a real virtuality, Novellen von A. J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim an der Ruhr 2012.
KUNO übernimmt Artikel von Kultura-extra, aus Neue Rheinische Zeitung und aus fixpoetry. Betty Davis sieht darin eine präzise Geschichtsprosa. Margaretha Schnarhelt erkennt hybride Prosa. Enrik Lauer deutet Schopenhauer im Internet. In einem Essay betreibt KUNO dystopische Zukunftsforschung.