Warten

 

Wer einmal irgendwo gestanden hat, ganz bewusst, zwischenzeitlich auf die Uhr geschaut hat und merkte, wie die Zeit ganz langsam verstrich, ganz linear versteht sich, der weiß, was warten heißt. Wahrscheinlich wird es irgendwann schon einmal eine Studie über das Warten gegeben haben, wenn nicht, dann wird sie noch kommen, vielleicht sogar als Doktorarbeit. Wie viele Wochen und Monate seines Lebens verbringt der Mensch mit Warten, darauf dass jemand kommt oder dass etwas passiert. Warten scheint ein unumstößlicher Teil des Lebens zu sein. Warten auf das Christkind, warten auf den Weihnachtsmann, „Warten auf Godot“.

Herr Nipp hatte recht gesehen sein halbes Leben gewartet, zuletzt darauf, dass die Wohnung endlich fertig würde und hatte zu spät erkannt, dass er den Rest wohl selber machen musste – oder mit unverputzten Wänden leben.

 

 

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Unerhörte Möglichkeiten, von Herrn Nipp. Edition Das Labor 2012

Coverdruck: Haimo Hieronymus

Dieser short-short ist Teil der Reihe, die KUNO anläßlich der 10-jährigen Erscheinens der Kurznovellen Unerhörte Möglichkeiten präsentiert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts muß man keinen Falken mehr verzehren, um novellistisch tätig zu sein. Dank des Kurznachrichtendienstes Twitter ist Mikroblogging eine auflebende Form. Herr Nipp dampft die Gattung der Novelle zu Twitteratur ein. Der Band mit den Kurznovellen ist kein Künstlerbuch. Was aber, wenn plötzlich Originalholzschnitte auf dem Deckblatt zu finden, die Ameisengleich über das Titelblatt krabbeln?

Und außerdem präsentiert Haimo Hieronymus als bibliophile Kostbarkeit: Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher aus den Notizbüchern des Herrn Nipp.

Weiterführend → 

Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421

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