Um das Schließen des Aufzugs zu verhindern, zwängte sie sich zwischen die beiden sich schließenden Türhälften, gegen die widersinnige Furcht, sie müsse steckenbleiben.
Erst im Innern des Gehäuses fiel ihr die Lichtschranke wieder ein, nur fand sie keinen Bezug zu dem eben Geschehenen.
Sie berührte mit dem Zeigefinger ein nummeriertes Silberplättchen, es leuchtete auf, der Aufzug setzte sich in Bewegung, wechselnd aufleuchtende Zahlen vermittelten ihr keine Bedeutung -sie beruhigte sich in der vagen Erleichterung, die vermuteten Zahlenfolgen fortlaufend bestätigt zu wissen.
Die Gänge der einzelnen Abteilungen sind nach den Anfangsbuchstaben der Himmelsrichtungen benannt. Sie ging die südliche Richtung, berührte Wände und Türen, als seien sie aus Pappe. Zum Ende des Ganges verspürte sie wenig Erleichterung, dort leuchtete das kleine Tageslichtfenster, durch die Tür rechts davon konnte sie vorläufig ausweichen, sie hatte das geplant. Davor drängten sich eine Anzahl Personen, die einem unverkennbaren Sinn nach eine fortlaufende, sich vermindernde Reihe bildeten.
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Delta … als sei ihre Unsichtbarkeit nichts weiter, von Angelika Janz 2023
Angelika Janz erzählt im Delta ganz aus der Innenperspektive und schafft eine leicht verfremdete Atmosphäre. Mit sezierendem Blick und literarisch sehr eigenwillig zeigt sie eine soziale Gemeinschaft und eine Gesellschaft, die sich selbst zersetzen. Über eine zusammenhängende Folge hinweg wird die Geschichte durch die vielen kleinen redundanten Bewußtseinsströme in Offene geführt.
Weiterführend →
Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd