Über das Wesen der Kunst

 

Es ist einige Jahre her, seitdem ich ein literarisches Buch veröffentlicht habe. Nicht zögerte ich, weil ich nichts mehr geschrieben hätte – das Gegenteil ist der Fall. Ich zögerte aber, weil ich mir viele Gedanken machte, ob und warum es sich überhaupt noch lohnt, etwas zu veröffentlichen.

Auf die ganzen Gedanken dazu gehe ich vielleicht später einmal wieder in einem kleinen Essay ein. Wichtig ist nur, dass ich den Schritt der Veröffentlichung wieder wagte. Dieses Mal entstand kein Gedichtband. Vielmehr versuchte ich mich an Dialogen, um einige Gedanken einfacher und deutlicher darstellen zu können. Mir war es ein Anliegen, das Thema Kunst anzugehen, zu durchdenken und erste Ergebnisse nicht in komplizierten Aufsätzen zu vermitteln, sondern in leichten Gesprächen, sodass auch Leserinnen und Leser, die sich erstmals mit der Thematik auseinandersetzen, einen Zugang dazu erhalten.

Ein paar Gedanken zur Veröffentlichung

Überall gibt es Empfehlungen und Tipps, wie man sein Buch an möglichst viele Leserinnen und Leser bringen kann. Tatsächlich sind die allermeisten Ratschläge unbrauchbar, weil sie nicht beachten, dass es viel zu viele Schreibende, aber immer weniger Lesende gibt. Und da ich nicht zu denen gehöre, die für Viele schreiben, kommen die Ratschläge erst recht nicht für mich infrage. Ich möchte aber einmal transparent machen, wieso ich mich für diese Form der Veröffentlichung entschiedenen habe. Vielleicht helfen die Gedanken der einen oder anderen/dem einen oder anderen:

–          Ich wählte Books on Demand zu Veröffentlichung. Übliche Verlage nützen mir nichts mehr. Sie machen am Ende auch keine Werbung, und wenn dann ohne Strategie. Selten trifft man dort noch gute Lektorate an, sodass man auch ebenso gut selbst Hand an sein Buch legen kann, vorausgesetzt, man beherrscht sein Handwerk. Letztendlich wollen Verlage auch etwas vom Buchverkauf abhaben, BoD natürlich auch, aber über BoD ist die Marge einfach höher. Die wenigen Bücher, die ich verkaufe, werfen dann wenigstens etwas ab und ich habe über das Allermeiste freie Entscheidungsgewalt. In Business-Sprech kurz zusammengefasst: Herkömmliche Verlage bieten nur noch für wenige einen Mehrwert.

–          Ich wählte eine Cover-Vorlage von BoD. Das sparte Geld. Wer nun einwendet, dass ein schlichtes Cover zu weniger Leserinnen und Leser führt, dem entgegne ich nur: Wer sich meine Bücher nach dem Cover aussucht, den will ich gar nicht als Leserinnen und Leser haben. Das, was ich schrieb, ist das, worauf es ankommt, nicht die Bildchen oder Grafiken auf dem Buchumschlag.

–          Mein neues Buch hat 88 Seiten und kostet als Buch 6,99 Euro und als E-Book später 5,99 Euro. Man könnte einwenden, dass das teuer ist, bedenkt man einmal, dass viele Romane mit weitaus mehr Seiten für 99 Cent verkauft werden. Ich setzte aber Arbeitskraft in mein Buch und lebe vom Schreiben. Daraus ergibt sich erstens der Preis des Buches. Zweitens, bin ich nicht bereit, meine Arbeit durch einen Dumping-Preis als eigentlich wertlos zu kommunizieren. Und drittens, wer meine Arbeit kennt und schätzt, der gibt das Geld auch für das Buch aus, zumal ich noch nie zu den Vielschreibern gehört habe, die aller zwei Monate irgendetwas veröffentlichen und zum Kauf nötigen.

–          Ich werde wie immer keine ausgeprägte Werbekampagne starten, sondern nur dort über das Buch sprechen, wo ich auch weiß, dass dort Leserinnen und Leser zu finden sein werden, von denen ich mir wünsche, dass sie sich mit dem Buch auseinandersetzen und mich unterstützen. Und wenn das nur zwei, drei Leute sein mögen, so ist mir das viel wichtiger, als mein Buch in irgendwelchen Tageszeitungen oder Blogs beworben zu sehen.

Als Fazit möchte ich euch allen empfehlen: Schreibt weniger, aber schreibt dafür gut. Hört weniger auf Marketingratschläge, sondern kümmert euch mehr um euer Schreiber-Handwerk und schaut genauer, wen ihr ansprecht, und sprecht diese Leute gut an. Kommt von dem Irrsinn weg, an möglichst viele Leute euer Buch zu bringen. Viele bringen vielleicht ein bisschen mehr Umsatz, aber Viele sagen zu eurem Buch nichts, lesen es nicht, bringen keine brauchbare Einschätzung zu eurem Buch hervor, sodass ihr als Schreibende niemals weiterkommt. Und wenn ihr glaubt, dass man eure Arbeit an einem Buch mit einem „toll“, „schön“ und „gut“ einfach quittieren sollte, dann hört bitte auf zu schreiben und verstopft nicht weiter den ohnehin überfüllten Büchermarkt; hört auf zu schreiben und macht Leuten Platz, deren Werke gelesen werden sollten, weil sie zur Auseinandersetzung einladen und nicht zu einem „toll“.  Schreibt, weil ihr etwas zu sagen habt, nicht weil ihr Ruhm und Geld oder blaue Daumen und Emojis wollt. Dann haben wir alle, die der schreibenden Zunft angehören, vielleicht auch wieder die Chance, mit unseren Büchern etc. etwas zu bewegen oder wenigstens etwas zu einer Thematik beizutragen.

 

 

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„Über das Wesen der Kunst. Vier Gespräche zwischen einem Gärtner und seinen Gästen“ ist nun unter der ISBN: 9783753457574 erhältlich – als E-Book unter der ISBN 9783753469928.

Weiterführend → 

Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.

Künstlerbücher verstehen diese Artisten als Physiognomik, der Büchersammler wird somit zum Physiognomiker der Dingwelt. Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421