Klarheit und Schärfe des Blicks

Michel Eyquem de Montaigne (*28. Februar 1533 auf Schloss Montaigne im Périgord; † 13. September 1592 ebenda)

1995 erklärte die UNESCO den 23. April zum „Welttag des Buches“, dem weltweiten Feiertag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren. Die UN-Organisation für Kultur und Bildung hat sich dabei von dem katalanischen Brauch inspirieren lassen, zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Über diesen Brauch hinaus hat der 23. April auch aus einem weiteren Grund besondere Bedeutung: Er ist der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes. Für KUNO steht in diesem Jahr jedoch Michel de Montaigne im Vordergrund. Mit seinem Hauptwerk, den Essais (von essayer ‚versuchen‘), begründete Montaigne vor 500 Jahre die literarische Form des Essays. Würde Michel de Montaigne im 21. Jahrhundert leben, so er wäre wahrscheinlich der beliebteste Blogger. Nicht nur in Frankreich. Wir kommen ihm näher, indem wir seine Essais lesen. Und zwar Wort für Wort. Oder wir nehmen einen charmanten Umweg und lesen Sarah Bakewells Wie soll ich leben?. Dies ist der Titel ihrer ungewöhnlichen Biographie, sie zeigt auch die Methode an, mit der sich die Autorin dem Denken Montaignes nähert.

Wir kommen rückwärts vorwärts, wie die Ruderer.

Michel de Montaigne

Labor-Logo: Peter Meilchen

Wir betrachten die essayistische Methode auf KUNO als eine experimentelle Art, sich dem Gegenstand der Überlegungen zu nähern und ihn aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das Wichtigste ist jedoch nicht der Gegenstand der Überlegungen, sondern das Entwickeln der Gedanken vor den Augen des Lesers, das dialogische Spiel mit der Ergänzungsleistung des Lesers. Im Mittelpunkt steht oft die persönliche Auseinandersetzung des Autors mit einem Thema. Die Kriterien wissenschaftlicher Methodik können dabei zumeist vernachlässigt werden, der Essayist hat also relativ große Freiheiten. Zum einen korrespondiert der Essay mit einer Theorieform und hat somit trotz seiner literarisch Ereignisqualitäten eine ganz eigene Methode. Zum anderen ist er eine freihändige Balance, nicht einfach aufs gänzlich Fiktionale festgelegter Literatur. Man kann ihn gerade auch in theoretischer Hinsicht auf ereignishafte Momente beziehen. Zudem liegt der Essay oft auch zwischen Philosophie und Literatur, so dass er die Disziplinen einander annähert oder zusammenbringt. Aus philosophischer Sicht gehören Essays klassisch zum Fach, ohne dass allerdings exakt definiert wäre, was den Essay als Textform auszeichnet oder wie er sich im etablierten Spektrum möglicher Wege der Theoriedarstellung zu anderen Schreibverfahren verhält. Die Philosophie besitzt keine Gattungstheorie, und blicken wir in die Archive des Fachs, so ist die philosophische Essayform in ihrer Entstehung auch nicht ohne weiteres datierbar. Das Wort Essai oder Essay kann schlichtweg so etwas wie Abhandlungen oder prosaische Langtexte überschreiben. Darin liegt die Freiheit, aber auch die Gefahr, um sich in „Zettel’s Traum“ zu verlieren. Die in diesem Online-Magazin vorgestellten Essays sind so subjektiv wie die Herangehensweise der vorgestellten Autoren. Nach 2003 und 2013 beschäftigt sich KUNO in diesem Jahr zum dritten Mal mit dem Essay als Schwerpunkt.

Erkundung des eigenes Verwirrtsein.

Joan Didion

Der Essay vollzieht in diesem Online-Magazin eine Bewegung, die durch die Erinnerung hindurch zugleich ins Offene, Unbegrenzte, Ungebundene, vom 16. ins 21. Jahrhundert hinein führt. Den vor 10 Jahren begründeten Essaypreis setzt KUNO in 2023 fort. Wie lesen in dieser Reihe eine Textsorte mit einem größeren Seitenumfang, auch ein höheres Bildungsniveau unterscheiden ihn von dem Autor eines Feuilletonartikels. Das inhaltliche Spektrum eines Essays umfasst alle Themen der Natur und der Kultur. Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger sind:

Photo: Konstantin Reyer

Sophie Reyer. Die Wiener Autorin geht im Essay Referenzuniversum der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Sie gestaltet sich einen Allegorienaufmarsch mit Texteinheiten voller Schalk und Weisheit. Wie jede Schriftstellerin erschafft Reyer eine ganz eigene Wahrnehmung, eine Beobachtung, die sich sowohl aus dem kollektiven wie auch individuellen Bewusstsein speist. Die Generation um Reyer setzt auf die Intelligenz der Menge, auf die Selbstorganisation des Schwarms, auf die Macht derer, die sich selbst erkannt und aus freien Stücken miteinander verbunden haben. Es geht ihnen nicht mehr darum, dass die Einzelnen in einem grossen Ganzen vereinheitlicht werden und ihre eigenen Ideen, Geistesblitze und ihre Kreativität einem fertigen Weltbild unterordnen. Diese Generation kann viele werden und dabei Einzelne bleiben, die mit all ihrer Eigenständigkeit, Verrücktheit und mit ihrem individuellen Eigensinn dazu beitragen, die Idee einer Poesie immer wieder neu entstehen zu lassen. Reyer bricht die Idee vom objektiven Ich und vom subjektiven Ich auf und thematisiert in ihrer Poesie Verletztheit, es ist eine wohltuend unsentimentale Sichtweise auf die Welt und ihre Mechanik.

Der Essay bedarf keiner enzyklopädischen Stimmigkeit, seine Suggestivkraft erlaubt es, eine Pluralität von Partialwelten koexistieren zu lassen.

Jan Kuhlbrodt, Photo: Privat

Ganz im Sinne Montaignes wagt sich Jan Kuhlbrodt an einen Versuch über Ingold. Das Tastende dieses Vermittlers lässt sich durchweg in seinem Schreiben finden, etwa in seinem Langgedicht Stötzers Lied. Gesang vom Leben danach. Dieser Zyklus trägt viel Bewusstsein für die eigenen Quellen in sich, gelegentlich glaubt man das Faksimile-Knistern alter Amigaplatten zu hören. Sein Gedichtband enthält eine Vielstimmigkeit in der Einheit. Und es sind überwiegend Lyriker, denen sich Kuhlbrodt essayistisch widmet. Stoische Geringschätzung von Äusserlichkeiten, Kritik des Wissenschaftsaberglaubens und der menschlichen Überheblichkeit gegenüber anderen Naturgeschöpfen sowie Skepsis gegenüber jeglichen Dogmen kennzeichnen seine essayistischen Porträts. Seine trefflichsten Essays sind auch verkappte Selbstporträts. Dieser Aussenseiter versteht problematischen Naturen. In den Details erkennt er die Eigenwilligkeiten. Für einen Autor, der vorgibt, die Literatur sei sein Lebensgefühl, ist das ein Triumph der Kritik über ihren Gegenstand. Man interessierte sich weniger fürs Analytische als fürs Anekdotische“, schreibt Kuhlbrodt etwa über die Jahre bei der Frankfurter AStA. Ebenso wie im „Schnecken­paradies“ interessiert sich der Autor auch in seinen Essays für beides: dafür, Anekdoten zu erzählen, ebenso wie dafür, die Umstände der Anekdoten und die Erinnerung an die Anekdoten zu analysieren. Kuhlbrodt überwindet die traditionelle deutsche Kritikfeindschaft, die schon Lessing beklagte zugunsten einer Kunstbetrachtung. Dabei überwiegt die Reflexion und Analyse deutlich, dies geschieht jedoch nie ohne Empathie.

Think befor you read. – Müssen Sie sich diesen Essay nicht ausdrucken? Sparen Sie sich Verspannungen am Bildschirm.

Christine Kappe, Fotograf: Ric Götting

Christine Kappe stellt die Frage: Findet das Heute überhaupt statt? Inspiriert durch den Literaturvermittler und gleichfalls findigen Essayisten Theo Breuer startete Kappe auf KUNO mit dem Essay Das Licht ist mein Thema, nicht der Himmel oder: Ilya Kabakov und das Licht auf meiner Posttour. Diese Autorin wartet in ihren Essays mit skurriler Metaphorik auf. Obzwar sie Sprachwissenschaft und Geschichte studierte, wurde sie nicht verbildet. Gute Autoren erkennt man daran, dass sie besser werden. Kappe exerziert auf lakonische und unterhaltsame Weise, wie ein neugieriges, zwanghaft sprachverliebtes Chamäleon Entfremdung, Fragmentierung und erneute Synthese betreibt. Ihre Essays haben die Tendenz das Ich und seinen Gegenstand zu entgrenzen und diese Entgrenzung sprachlich weiterzutreiben, sie miteinander und mit skurrilen Einzelheiten und Beobachtungen zu vermischen und einfallsreich in surreale Gebilde zu verwandeln. Diese Autorin ist eine wilde Denkerin im besten Sinne, allein schon wegen der grösseren Textsammlung zu den Themen Nacht und Hannover hätte ihr dieser Preis gebührt. Auf die Knie ging die Jury jedoch vor der scheinbaren Einfachheit ihres preiswürdigen Essays und stimmt der Autorin vollauf zu Die Literatur wird parallel zu den neuen Medien weiterexistieren.

Der Ullrich spinnt doch sowieso, sagte mal einer, der macht sich sein Leben unnötig schwer. Wenig später sagte jemand Ähnliches; und ferner sagten viele andere Entsprechendes. Wie sind froh darüber, dass er zwischen 2013 – 2018 bei KUNO spintisiert hat.

Denis Ullrich, Photo: Privat

Für seinen Essay Romanvernichtungsdreck! #errorcreatingtweet erhielt Denis Ullrich den KUNO-Essay-Preis. Geschrieben hat der Ullrich schon immer, wie man so sagt, bloß mit der sogenannten Öffentlichkeit – na ja, das war so eine Sache; da war nicht wirklich der Wunsch vorhanden, sich der anonymen Masse preiszugeben; also schrieb er für die Schublade, von sporadischen Veröffentlichungen kurzer Essays und Kolumnen in örtlichen Blättern abgesehen, mit einem Kürzel darunter; dabei konnte man den eigenen Bekanntheitsgrad einigermaßen eingrenzen und somit die Identität schützen. Und dann – nach 15 Jahren als Dev in Deutschland, Frankreich und den USA, mit Projekten u. a. für UGO/IGN Entertainment – durchschritt dieser komplizierte Ullrich, nach einem existenziell einschneidenden Ereignis, über das niemand sonst Genaues wissen muss, eine Art Stargate auf seiner irren Ego-Zeitreise und beendete radikal seine Existenz als Avatar der virtuellen Welt. Plötzlich der Wunsch nach fleischlicher Realität, nach Öffentlichkeit und nach Sinn. Mit seiner micropoetry gelingt es Denis Ullrich eine übernutzte Sprache zu entkernen. Seine vielgestaltigen Texte auf KUNO bewegen sich zwischen Transzendenz und Körperlichkeit. Zuweilen hat man den Eindruck, als wollte dieser Autor das berühmte Diktum Wittgensteins widerlegen: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man – nicht schweigen – sondern dichten! Dieser viel zu früh gestorbene Autor hinterliess eine Twitteratur bei der weder ästhetische Überhöhung noch schnöder Realismus infrage kommen.

Ob alle, die miteinander über Kunst reden, auch über das Gleiche reden?

Ob Buch oder Bau, Malerei oder Musik – die Menge dessen, was unsere Kultur täglich an Kunst ausstößt, ist unermesslich. Das meiste wird schnell ausgeschieden, manches macht seinen Weg, weniges wird zum Klassiker. Dies durchaus nicht aus Zufall – langwierige Erfindungsn und Entdeckungsprozesse stecken dahinter. Stefan Oehm legt in seinen Assoziationen zur Frage: Ist das Kunst  dar, dass ein großer Teil derer, die über Kunst reden, einige grundlegende Erkenntnisse außer acht lässt. Und über genau deshalb hat er dieses Buch geschrieben. Seine Verfahrensweisen, sein Stil und seine ästhetische Dimension wirkt erfolgreich der methodischen Freihändigkeit bisheriger Interpretationen entgegen. Oehms Verständnisweise der Kunst ist erfrischend, weil sie, anders als die gleichnamige kulturwissenschaftliche Phrase ist, der es zwar nicht an suggestivem Glamour, aber notorisch an Problembewusstsein mangelt. Er proklamiert nicht bequem das vermeintliche Versagen der klassischen Konzeptionen; vielmehr buchstabiert er umgekehrt das Paradox aus, dass eine solche „These“, die nicht zufällig in aller Regel mit einer gewissen Erleichterung darüber vorgebracht wird, sich die erheblichen Denkanstrengungen der notwendigen Lektüre vom Leibe gehalten zu haben. Die Kunstgeschichte hätte viel zu tun, wollte sie sich mit allem beschäftigen, was den Anspruch erhebt, Kunst zu sein. Tatsächlich ist sie in ihrer Wahrnehmung der Kunst höchst selektiv. Sie beschäftigt sich nur mit der kleinen Auswahl bedeutender Kunst. Bedeutend wird Kunst durch ihre ästhetische Qualität.

2017 waren von julia kulewatz, die in erfurt und berlin lebt, phantasievolle kurzgeschichten unterm titel »Vom lustvollen Seufzen des Sudankäfers« und 2019 »Jenseits BlassBlau« erschienen, in denen man traumundmärchenhafte zwischenwelten findet, die auch abgründiges enthalten.

Holger Benkel

Julia Kulewatz erhält für den Essay „Zum Dazwischen als generative Grauzone im Schreiben Herta Müllers“ den KUNO-Essay-Preis 2023. Gerne verweist die Redaktion auf ihre neue Publikation. Mit dem Essay „Königin der Nacht“ begründet die Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Verlegerin Julia Kulewatz die Edition Schwarzer Kater – eine Reihe, in der auf den ersten Blick vor allem ungewöhnliche literarisch-wissenschaftliche Texte veröffentlicht werden. Die vorliegende Publikation verhandelt die Frage nach der Gegensätzlichkeit von Sein und Schein, Wahrheit und Lüge, Licht und Dunkelheit anhand der Königin der Nacht in Mozarts / Schikaneders Zauberflöte. Im Unterschied zu den meisten ihrer ‚fortschrittlich[…]‘ denkenden Zeitgenossen verfallen Mozart und Schikaneder dem neuen ‚Reich der Vernunft‘ gegenüber nicht in idealisierende Euphorie, in blinde Vorfreude, sondern sie unterscheiden mit bestürzend klarem Vorausblick und feinstem Gespür zwischen dem ‚schönen Schein‘ und der erschreckenden Wirklichkeit dessen, was sich da ankündigt. Und sie verhehlen keineswegs, dass da nicht alle Hoffnungen, Sehnsüchte und Utopien ihre Erfüllung finden werden. Kulewatz legt dem Essay „Königin der Nacht“ einen wertvollen Forschungsbeitrag vor: „Werden und Vergehen reichen einander die Hand. Mit Tagesanbruch hat sich das Spektakel erledigt, und so mancher Betrachter meint, einem Traum oder einer betörenden nächtlichen Sinnestäuschung erlegen zu sein.“ Die kraftvolle Metaphorik, durch die sich ihre zahlreichen Texte auszeichnen, spiegelt sich auch in diesem Essay wider. Die Redaktion freut sich besonders am „Welttag des Buches“ auf diesen fein gestalteten Band hinweisen zu können.

Der Essay bedarf keiner enzyklopädischen Stimmigkeit, seine Suggestivkraft erlaubt es, eine Pluralität von Partialwelten koexistieren zu lassen.

Diese Essays sind keine Forum des Denkens nach DER „Großen Theorie“ und schon gar nach DEN „Großen Ideologien“ und Antagonismen, die das 20. Jahrhundert auf totalisiertäre Weise beherrscht haben. Auf die offene Form, die diese Essayisten bespielen, geht die abstrakte Reflexion mit der einnehmenden Anekdote einher, sie sprechen von Gefühlen ebenso wie von Fakten, dies in einer Form des freien Denkens zu lesen, ist erhellend und zugleich erhebend. KUNO ist jedem Autor dankbar für die Beiträge, mit denen sie dieses Online-Magazin bereichert haben. Ihre Essays begeistern auch beim Wiederlesen aufgrund ihrer Metaphern, ihrer ganz eigenen Sichtweise und ihrer Originalität.

 

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Königin der Nacht, Essay von Julia Kulewatz, kul-ja, 2022

Vorlass, Gebrauchsprosa von A.J. Weigoni, Edition Das Labor 2019.

Worüber reden wir, wenn wir über Kunst reden? von Stefan Oehm, Königshausen und Neumann, 2019

Essays von Holger Benkel, Edition Das Labor 2014

TRANS- Reflexionen über Menschen, Medien, Netze und Maschinen. Aufsätze 1996 – 2013 von Joachim Paul.

Weiterführend  

Cover: Original-Schablonendruck von Haimo Hieronymus

Im Vorlass bündelt A.J. Weigoni die Motive seines Schreibens in einem vielstimmigen Buch. Dieser Zusatzband des Prosa-Schubers ist ein Dokument des poetischen Realismus. Was den Essays von Weigoni die Überzeugungskraft verleiht, ist die philosophische Anstrengung, denen er sein Material unterwirft. In diesem Band findet sich die dekonstruktive Auflösung der mehr oder weniger strikt gezogenen Grenzen zwischen Elite- und Massenkultur, zwischen Literatur und Wissenschaft, Kunst und Publizistik. Simultanität ist ein gefährlicher Reichtum, die Überfülle von Gelerntem und flüchtig Aneigbarem, führt zur Abstraktionen. Weigoni wirft Schlaglichter auf die zwischen Medium und Textur changierende Beschaffenheit des Lesens.

 Die aktuellen Krisen, die unseren Globus schütteln, sind begleitet von einer Krise unseres Denkens, die damit auch zu einer Krise unseres politischen, kulturellen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Handelns wird. Wir müssen unser Denken und Handeln verändern und weiterentwickeln. Das ist eine politische Forderung, die in nahezu allen Essays von Joachim Paul implizit enthalten ist.

 Was den Rezensionsessays von Holger Benkel die Überzeugungskraft verleiht, ist die philosophische Anstrengung, denen er sein Material unterwirft, seine Texte zeigen, was der Fokus auf eine Fragestellung sichtbar machen kann, wie diese Konzentration aufdeckt, was dem Schreibenden selbst verborgen blieb, wohl wissend, dass die Fülle der Literatur, der Kunst und des Lebens eben darin liegen, nie alles wissen zu können.