Interpretationen 6 – Bashōs Haiku

 

Die Struktur seiner Haiku spiegelt die Einfachheit seiner meditativen Lebensweise wider. KUNO begreift Bashō als Urvater der Twitteratur, er versah viele seiner Verse mit einer mystischen Qualität und versuchte, die großen, weltbewegenden Themen durch einfache Naturbilder auszudrücken, vom Vollmond im Herbst bis zu den Flöhen in seiner Hütte. Bashō gab dem Haiku eine ganz neue Anmut. Er vertiefte im Haiku den Zen-Gedanken und begriff Poesie als einen eigenen Lebensstil (Kadō, Weg der Poesie). Bashō war der festen Überzeugung, Poesie könne eine Quelle der Erleuchtung sein. „Erlange Erleuchtung, dann kehre zurück in die Welt der normalen Menschlichkeit“, riet Bashō. Und weiter: „Tritt nicht in die Fußstapfen der alten Meister, aber suche, was sie suchten“. Seine Aufmerksamkeit für den Kosmos der Natur entwickelte die Versform des Haiku von einem bis dahin unbedeutenden Zeitvertreib der höfischen Aristokratie zu einem Hauptgenre japanischer Poesie. Beispiel: „Dort im Fischerkorb – welchen flüchtigen Mondentraum – träumt der Tintenfisch“.

 

Das Frosch-Haiku

Das so genannte „Frosch-Haiku“ ist das bekannteste Haiku Bashōs und dürfte zu den meistzitierten Haiku überhaupt gehören:

 

Der alte Teich.
Ein Frosch springt hinein –
das Geräusch des Wassers.

 

 

 

Das Hungertuch von Haimo Hieronymus in der Martinskirche, Linz am Rhein

Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

 Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.