Der Revoluzzer

Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet

War einmal ein Revoluzzer,

Im Zivilstand Lampenputzer;

Ging im Revoluzzerschritt

Mit den Revoluzzern mit.

Und er schrie: „Ich revolüzze!“

Und die Revoluzzermütze

Schob er auf das linke Ohr,

Kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Revoluzzer schritten

Mitten in der Straßen Mitten,

Wo er sonsten unverdrutzt

Alle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,

rupfte man die Gaslaternen

Aus dem Straßenpflaster aus,

Zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Revoluzzer

Schrie: „Ich bin der Lampenputzer

Dieses guten Leuchtelichts.

Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn’ das Licht ausdrehen,

Kann kein Bürger nichts mehr sehen,

Laßt die Lampen stehn, ich bitt!

Denn sonst spiel’ ich nicht mehr mit!“

Doch die Revoluzzer lachten,

Und die Gaslaternen krachten,

Und der Lampenputzer schlich

Fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zuhaus geblieben

Und hat dort ein Buch geschrieben:

Nämlich, wie man revoluzzt

Und dabei doch Lampen putzt.

 

 

 

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Erstdruck in: Der Krater. Berlin, Morgenverlag 1909. Hier eine kongeniale Umsetzung von Ernst Busch.

Weiterführend → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.