gedicht das fast verdurstete

 

es atmet regen es öffnet sich

wie ein umgedrehter schirm

es hat einen körper der spürt die wolken

fallen als zärtlich stürzendes wasser

es ist entspannt und es sinkt

in die geräusche des laubs

durch die sommerhitze ist es fast nicht

durchgekommen es schluckte staub

und heidesand ich fand es reglos

neben einer gestorbenen pfütze

in einem vertrockneten vers

schimmerte die gier nach wasser

unter einem ginsterbusch legte ich es

vorsichtig in den schatten gab ihm

zu trinken trug es im rucksack nach hause

dort hat es lange gebadet die hausbar geleert

wir haben dichter und gedicht gespielt

uns dennoch gut verstanden

jetzt sitzt es am fenster und atmet ruhig

den takt der tropfen es will weiter nichts

als lauschen der regen klingt schön

und das ist alles

 

nach Gerhard Falkner „Ausziehen bis zum Umfallen“

 

 

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Weiterführend → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.

Über die Qualität von Andreas Noga als Lyriker und Performer lesen sie hier.