Den Tau in den Netzen fangen
wie die Spinnen
und sie fragen wie es sich lebt
unter dem Schweigen
der zerteilten Himmel, ohne Lot,
im Regenwald der Sterne.
Sie könnten es wissen.
Sie oder Jesaja, der eine
Jahreszeit verbrachte im Geviert
und Mohnblumen am Grund
für möglich hielt.
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Alles Weitere Mündlich, Gedichte von Ralph Pordzik, Verlag Les Derniers Jours, 2014
Es ist eine persönliche, unverwechselbare Weise des Sehens und Erlebens, die in Pordziks Gedichten aufscheint. Sie eignen sich die Sprache als Abbild assoziativer innerer Erfahrung an, ohne Rücksicht darauf, ob diese Erfahrung mit den allgemeinen Wahrnehmungsmustern konform geht. Unablässig zerstören sie das Selbstverständliche, die Beruhigung beim Greifbaren und Konkreten, weisen das Widersprüchliche und Unvereinbare als das Selbstverständliche aus. Sie verzichten auf die Belehrung und den feierlich-ernsthaften Ton, der sonst den traditionellen Formen leicht anhaftet. Ihre Verbindlichkeit entzieht sich der Norm und dem Festlegbaren. Dabei reichen ihre Gegenstände vom Alltäglichen und Banalen bis zum Vieldeutigen, ja Grenzenlosen. Was nicht zusammenzugehören scheint, wird in eine Beziehung gesetzt, die ihrerseits unaufhebbar erscheint. Auf die Spielregeln dieser durch Zeichen geschaffenen Welt muss der Leser eingehen, wenn er in die Gedichte eingelassen werden möchte.
Weiterführend → Bereits von seinem ersten Band Verabredung mit meinem Publikum war KUNO angetan.
→ Auf KUNO lesen Sie auch einen Rezensionsessay von Holger Benkel über Ralph Pordzik
→ Poesie ist das identitätsstiftende Element der Kultur, KUNOs poetologische Positionsbestimmung.