Geh fort, der nichts sein eigen nennt, auch liebe nicht.
Dein schritt, mein lieber Lot, scharrt Sodoms himmel tot.
Hast Du Dich nie gesehn? hast Du denn kein gesicht?
Lots weib hat einen grund, sich umzublicken, Lot!
Ich fror, und ich verbrannte neben Deiner not.
Dein dach war mir zu breit, mein haus war Dir zu klein.
Zermahlen hast Du mich, mein Herre Zebaoth,
schon schicht um schicht. Ich aber wollte mit Dir sein.
Du dachtest, aller seelenschatz sei weiter Dein,
hast wild gebeutet, gehst davon, vergißt, verwöhnt
von dem, was, nichtsvorrat, Dich, luftgold, scheingebein,
bald ausgespiegelt hat und abkehrschwer verhöhnt.
Siehst Du Dich nun kopfum und Dein gesicht, das stöhnt?
und fühlst das salz, das Dir die lider liebrot tönt?
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Rohlieder I – X von HEL
HEL ist bekannt als Herausgeber neuer Talente im „literarischen Underground“ und Publizist gesellschaftskritischer Lyrik sowie Essays. Nach dem Zyklus Zeitgefährten, die zwischen 1977 – 2008 entstanden sind, veröffentlicht KUNO die Reihe Rohlieder I – X, die dank Caroline Hartge neu ediert worden sind. In diesen Gedichten spürt HEL das Existenzielle im vermeintlich Banalen auf. Er hat es hat es nicht nötig, Fiktion zu erfinden … die Fiktion existiert bereits.
Weiterführend →
Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Eine faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Zur Lyrik von HEL findet sich hier ein Rezensionsessay von Holger Benkel. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.