Die Balance der Literatur

 

Ja und nein. Das Wesentliche … das für dich Wesentliche suchen und finden: Von mir aus – aber nur, wenn sich so ein Ich nicht zu wichtig nimmt oder nicht zu weise wird wie Hesse etwa. Deine Ungeduld, dein Überdruss, deine Unzufriedenheit – in der Literatur – ist dann gut, wenn du im gebändigten Zorn etwas aus dir herausschreibst oder gegen was anschreibst, aber übertreib’s nicht mit (deinen) zu hohen Erwartungen! Und um den Markt kommen wir nicht herum, genauso wenig wie die Bilder, der Markt ist Teil der Filteranlage für das, was ausgestreut wird, für das, was bleibt – leider und gottseidank, es ist besser als die große Demokratie des Allesgeltenlassens, das ins Nichts und Alles führt. Lieber falsche Entscheidungen als gar keine. Das Subjektive genügt sich nicht – das Schreiben muss hinaus in die Öffentlichkeit, es muss sich unter den Kannibalen und den Gourmets durchschlagen. Nur die Literatur ist gut, die geliebt werden kann von den Armen und Reichen im Geist, die die komplizierte ästhetische Balance aushält, wo die Balance von Form und Inhalt, Idee und Realität, Künstlichkeit und Authentizität, Intention und Wirkung stimmt – wenigstens für eine kleine Zeit in einer größeren Leserschaft. Du gehst an die Öffentlichkeit… schreibst dir einen Teil deines Gefühls vom Leib wie das Gegenteil vom Mehrwert.

 

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Aus der Reihe „Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft“  Gedanken über das lyrische Schreiben.

Weiterführend→ KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben.

In diesem Jahr erschien: Apostrophen, Gedichte von Ulrich Bergmann. Bonn 2024