Sonette – XXII

 

Ihr meine Lippen wollt euch stumm erzeigen
Und ungeheilt verharschen? o der Wunde
Die nie mehr purpurn wie zur Schwertesstunde
Sich öffnet lasset denn ins Schwert mich steigen
 
Will Klage ohne Maß aus meinem Munde
Sich nicht mehr schütten der dem Freunde eigen
So ward vorm Tode heillos auch das Schweigen
Mit seinem Sein ist ja mein Schmerz im Bunde
 
Nicht ehe späte eh gereifte Frühe
Aus seinen jungen Jahren überflutet
Und seiner Sterbestunde leichte Mühe
 
Weltmorgen rötet weil er von ihr blutet
Wird meiner Schmerzen hohe Flut gestillt
Zum ebnen Meer des Aufgangs Spiegelbild.
 
 
 
 

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Weiterführend → Essayistisch flanierte Walter Benjam mit Baudelaire durch die Straßen von Paris. Eine Rezension über Ein Mann gibt Auskunft, Gedichte von Erich Kästner und über zwei Gedichte von Friedrich Hölderlin, sowie die Gedichte, Lieder und Chansons des Walter Mehring.

Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.