Wenn der Himmel, Wangenrot,
endlich dem liebenden Blick sich gewährte,
und das Licht, das golden zu schwinden droht,
die Zeit in den Rosen verklärte,
dann tanzt vor mir, der verstummt vor Glück
an solchen Gemäldes Rande,
ein Schatten mit offenem Gürtelbande,
und der Abend hält fast es zurück.
Dieser Gürtel flattert so eigen,
er schauert im Lufthauch genau wie das Band,
das sich als letzte Bindung spannt
von der Welt zu meinem Schweigen …
Was hilft mirs, da oder fort zu sein,
du Lindes, Loses … ich bin allein!
***
Gedichte von Paul Valéry, übertragen durch Rainer Maria Rilke. Weimar: Cranach Presse für Leipzig: Insel-Verlag, 1925.
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