Nieder mit dem Präsidenten

 

Ein Dummejungenstreich

der einer halben Million

Menschen das Leben kostet

weil die Freiheit jahrelang

in der Zelle rostet

 

Graffitis die herausschreien

was die meisten denken

Jugendlicher Überschwang

gegen das Massenlenken

zum Massensterben führen

weil die Führer sich nur

selbst beschenken

 

Den Ungehorsam mit

Vonderdeckehängen

belohnen dem Protest

mit dem Panzer versohlen

 

Nur weil jemand es gewagt

hat die Wahrheit zu sagen

Geschlagen weil die Verführung

versagt hat weil es tausend

gute Gründe gab zum Klagen

bis die Hoffnung einsam

im Paradies verstarb die

Welt verloren war

 

Die Welt die dem Sterben

zusah als wäre nur eine

Heuschreckenplage über

das Land gefegt als hätte

nur jemand ein Stuhlbein

abgesägt verträgt niemand

gern die Schuld die es gilt

auf die Schulter zu nehmen

wenn die Verantwortung

sich verdrückt hat

 

Wohin sich alle Duckmäuser

verstecken die nur Angst

haben selbst zu verrecken

Was bleibt da anderes übrig

als unvernünftig zu sein

Nicht hören auf das was

einem als gut gemeinte

Ratschläge mit auf den Weg

gegeben wird

 

Was tun wenn es keine

Möglichkeit gibt Atem zu

holen wenn die Sauerstoff

Zufuhr von der Gesinnung

abhängt Strafen verhängt wem

das eigene Leben gestohlen

Da bleibt nicht viel übrig

um den Strafmaßnahmen

Katalog Lügen zu strafen

Da wird schnell das

Interesse erschlaffen

wenn die Aussichten

nicht mehr so

elastisch sind

 

Wer den ersten Stein wirft

trifft meist das wovor die

Eltern immer gewarnt haben

 

 

***

Eine Leseprobe aus: „Niemand , der jedes Jahr acht Millionen aus einem einzigen Songtext seines berühmten Verwandten bekommt, während er sich auf dem Sofa rumfläzt und das Fernsehprogramm durchzappt, muss sich auf der Titelseite eines Verdummungsblattes denunzieren lassen“, RUP 2018

Die Redaktion empfiehlt als Einstieg: Rodneys Slam, von Roland Adelmann, Dortmund 2010

Weiterführend → Zu den Gründungsmythen der alten BRD gehört die Nonkonformistische Literatur, lesen Sie dazu auch ein Porträt von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins. Kaum jemand hat die Lückenhaftigkeit des Underground so konzequent erzählt wie Ní Gudix und ihre Kritik an der literarischen Alternative ist berechtigt. Ein Porträt von Ní Gudix findet sich hier (und als Leseprobe ihren Hausaffentango). Lesen Sie auch die Erinnerungen an den Bottroper Literaturrocker von Werner Streletz und den Nachruf von Bruno Runzheimer. Zum 100. Geburtstag von Charles Bukowski, eine Doppelbesprechung von Hartmuth Malornys Ruhrgebietsroman Die schwarze Ledertasche. 1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge, produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr. Lesen Sie auch das Porträt der einzigartigen Proletendiva aus dem Ruhrgebeat auf KUNO. In einem Kollegengespräch mit Barbara Ester dekonstruiert A.J. Weigoni die Ruhrgebietsromantik. Mit Kersten Flenter und Michael Schönauer gehörte Tom de Toys zum Dreigestirn des deutschen Poetry Slam. Einen Nachruf von Theo Breuer auf den Urvater des Social-Beat finden Sie hier – Sowie selbstverständlich his Masters voice. Und Dr. Stahls kaltgenaue Analyse. – Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp. Ebenso eindrücklich empfohlen sei Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Inzwischen hat sich Trash andere Kunstformen erobert, dazu die Aufmerksamkeit einer geneigten Kulturkritik. In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen, der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Die KUNO-Redaktion bat A.J. Weigoni um einen Text mit Bezug auf die Mainzer Minpressenmesse (MMPM) und er kramte eine Realsatire aus dem Jahr 1993 heraus, die er für den Mainzer Verleger Jens Neumann geschrieben hat. Jürgen Kipp über die Aufgaben des Mainzer Minipressen-Archives. Ein würdiger Abschluß gelingt Boris Kerenski mit Stimmen aus dem popliterarischen Untergrund.