Bruitistisch
1. Stille Nacht.
Der Wind: fffffffffffff fff f fff t t
Ton der heiligen Nacht: hmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm
Die Hirten: He hollah, he hollal, he hollah.
Nebelhörner. Okarina. – crescendo. (Steigen auf einen Berg) Peitschenknallen, Hufe.
Der Wind: f f f f f E f f f f f fffffffffffffffffffffffffffff t.
II. Der Stall.
Esel: ia, ia, ia, ia, ia, ia, ia, ia, ia, ia, ia, ia, ia,
Öchslein: muh muh muh muh muhm muh muh muh muh muh muh muh (Stampfen, Strohgeräusch, Kettenrasseln, Stoßen, Käuen)
Schaf: bäh, bäh, bäh, bäh, bäh, bäh, bäh, bäh,
Josef und Maria (betend): ramba ramba ramba ramba ramba – m-bara, m-bara, m-bara, -bara- ramba bamba, bamba, rambababababa
III. Die Erscheinung des Engels und des Sterns.
Der Stern: Zcke, zcke, zcke, zzccke, zzzzcke, zzzzzzzzccccccke, zcke psch, zcke ptsch, zcke ptsch, zcke ptsch.
Der Engel: (Propellergeräusch, leise anschwellend, tremolierend, bis zu erheblicher Stärke, energisch, dämonisch)
Ankunft: (Zischen, Zerplatzen, Bündel von Licht in Geräuschen)
Lichtapparat: flutet weiß weiß weiß weiß weiß.
Fallen alter Mitwirkenden: erst auf die Ellbogen, dann auf die Fäuste.
So, daß zwei Geräusche entstehen, die zusammenhingen.
PlötzlicheStille: —————————
IV. Die Verkündigung.
Geräusch der Litanei: do da do da do da do da darum darum dorum
do da do, dorum darum, dorum, darum, do da do, do, dooo.
Tutti: Muhen, Iaen, Ketten, Schalmeien, Gebet, Stern, Schaf, Wind, (Stilisiertes Lachen): H a ha. haha. haha. haha. haha. haha. haha. haha. Steigerung
bis zum höchsten Lärm. Tanz nach gepfiffener Melodie
Der Engel: Dorum darum dorum darum, dorum darum, dododododododododooooo(das Ende des „doooooooo“ sehr schmerzlich und bedauernd)
V. Die heiligen drei Könige.
Der Stern: Zcke zcke ptsch, zcke zcke zcke zcke zcke ptsch! zcke zcke ptsch! ptschptschptschptsch. zcke zcke ptsch ptch ptsch. Die Karawane der drei Könige: Puhrrrrr puhrrrr (Schnauben der Pferde, Trampeln der Kamele).
Die drei Könige: rabata, rabata, bim bam, rabta rabata, bim bam ba, rabata rabata rabta, rabata bim bam, bim bam, bim bam.
Glöckchen der Elefanten: Bim bim bim bim bim bim bim bim bim
Flöten
Trompete: Taaaaataaaaaaa! tataaaaaaaaaaaaaa!
Schnauben der Pferde: Puhrrrrr, puhrrrrrrrr, puhrrrrrrr.
Wiehern der Pferde: Wihihihihih, Wiihihihihi, Wihihihihih.
Kacken der Kamele: Klatschen der Hände mit sehr hohler Fläche.
Der Stern: Zcke zcke zcke ptsch!
VI. Ankunft am Stalle.
Eine Kerze leuchtet auf. (Der Saal war vorher verdunkelt. Man sieht jetzt
die Orchestermitglieder. Sie haben schwarze Tücher umgeschlungen, so daß ihre Gestalt verschwindet, Sie sitzen außerdem mit dem Rücken gegen das Publikum)
Josef: Bonsoir, messieurs. Bonsoir messieurs. Bonsoir messieurs.
Esel und Öchslein: Ia ia ia ia ia ia ia ia, muh muh muh muh muh muh
Geräusche von Kupfergeräten, Klappern von Kannen, Stoff-, Taft-Geräusche, Gläsertöne, Schöpfen, Rieseln, Schlüsselgeräusche
Josef: Parlez-vous francais, messieurs? Parlez-vous francais, messieurs?
Die heiligen drei Könige: Ah, eh, ih, ohm, uh ah, eh ih, oh, uh!
aih, auhh, euhhh, eh ih, oh uhhhh! Ahhhhhhhhhhhhhhhh!
Maria {pfeifend}: Schlaf Kindlein schlaf! Schlaf Kindlein schlaf! Schlaf Kindlein schlaf! Schlaf Kindlein Schlaf!
Josef: kt, kt kt potz? kt kt kt kt Potz! kt kt kt kt potz!
Jesus: schmatzend schmatzend schmatzend schmatzend schmatzend.
VII. Die Prophezeiung.
Plötzliche Hammerschläge. Nageln. Rattern. Klappern.
Zurufe der Knechte: He hollah! he hollah! he hollah! Zymbeln.
Pfeifen, johlen, Volksmenge, Bellen.
Die Pharisäer: Rabata, rabata, rabata, rabata, sallada, sallada, sallada, sallada, sallada, sallada, sallada, rabata humm, rabata bumm, rabata bumm, rabata bumm.
Die heiligen drei Könige: oh oho oh oh oh oh oh oh oh oh oh oh (sehr schmerzlich)
Esel und Öchslein: Muh iahh, muhhhhh, jahhhhh, muhhh Lamm: bähhhhhhh, bähhhhhhhhh, bähhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh! (sehr schmerzlich)
Klagelaute der Maria: Ahhhhhhhhh, ahhhhhhhhhh,ahhhhhhhhhhhhhhhhh!
Glocken und Glöckchen: Bim bam bum, bim bam, bum, bim bam, bum.
Gong gong.
Nageln: …………………………………
Und da ward gekreuzigt
Da floß viel warmes Blut.
***
Im Mai 1915 emigrierte Hugo Ball gemeinsam mit Emmy Hennings in die Schweiz, wo er zunächst in Zürich wohnte. Er tingelte mit einem Varieté-Ensemble als Klavierspieler und Texter durch das Land. Schließlich kam er in Kontakt mit der Tanzschule von Rudolf von Laban, die als Treffpunkt der Dadaismusbewegung galt. Im Februar 1916 gründete er mit Hans Arp, Tristan Tzara und Marcel Janco in Zürich das Cabaret Voltaire, die als „Wiege des Dadaismus” bezeichnet wird.
Nie lernte ich so viele Menschen kennen mit Minderwertigkeitskomplexen und masslos dicker Arroganz
Else Lasker-Schüler über Zürich
Weiterführend → Die Redaktion würdigte Else Lasker-Schüler mit einem Rezensionsessay.
→ Lesen Sie auch einen Artikel über die Gründung des Cabaret Voltaire. Ergänzend auch Das erste dadaistische Manifest
→ Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses post-dadaistische Manifest.