Er geht aus seiner wohnung
und in die straßen hinaus
Nachts treibt er in stillere straßen
und spät nachts treibt er nach haus
Hinten am zeitungskiosk
die stelle ist ihm bekannt
stehn hinter scheiben die hefte
mit schmalen mädchen am strand
Und weil ihn keiner sieht schlägt
er die scheibe ein
greift sich die hefte heraus und
steckt sie eingerollt ein
In seiner wohnung beschenkt er
die kleinen mädchen gerührt
mit platten und märchen und tieren
Dann hat er sie verführt
Unter dem plastikchristbaum
stehn die hefte gereiht
Daneben legt er sich nieder
und schläft eine ganze zeit
Da liegt er und es wird dunkel
Um ihn sind bilder gestaut
Im träumen fallen ihm schneeleicht
finger auf frierende haut
***
Rohlieder I – X von HEL, KUNO 2025
HEL ist bekannt als Herausgeber neuer Talente im „literarischen Underground“ und Publizist gesellschaftskritischer Lyrik sowie Essays. Nach dem Zyklus Zeitgefährten, die zwischen 1977 – 2008 entstanden sind, veröffentlicht KUNO die Reihe Rohlieder I – X, die dank Caroline Hartge neu ediert worden sind. In diesen Gedichten spürt HEL das Existenzielle im vermeintlich Banalen auf. Er hat es hat es nicht nötig, Fiktion zu erfinden … die Fiktion existiert bereits.
Weiterführend →
Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon. Zur Lyrik von HEL findet sich hier ein Rezensionsessay von Holger Benkel. Ein faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier.