Sound of Growing

Willst Du einen Wald vernichten, pflanze Fichten, Fichten, Fichten.

Alte Volksweisheit

Kampagne „Rettet den Wald“: Briefmarke der Deutschen Bundespost von 1985

Bewegen wird uns etwas zurück in der Timeline: Der Begriff Waldsterben spiegelte gesellschaftlich die in den 1980er Jahren speziell in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und in der Schweiz verbreitete Besorgnis wider, dass der Waldbestand in Gefahr sei und die Wälder in naher Zukunft großflächig vom Absterben bedroht seien. Ab Mitte der 2010er spricht man auch von „neuartigem Baumsterben“, da primär einzelne Bäume in Gesamtbeständen sterben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) prägte eine Differenzierung zwischen „Waldsterben 1.0“ und „Waldsterben 2.0“. Darin wurde das durch die Klimakrise bedingte Waldsterben der 2010er Jahre als „Waldsterben 2.0“ gegenüber dem Waldsterben der 80er Jahre abgegrenzt. Sehr trockene Jahre 2018 bis 2022 in Deutschland und Mitteleuropa und die dadurch forcierte Borkenkäferplage sorgte für ein Absterben von mehr als 300.000 Hektar Wald, was etwa 2,5 % der deutschen Waldfläche bzw. der Fläche des Sauerlands entspricht. Besonders Fichten als Flachwurzler sind durch die bis zu 2 Meter in den Boden tief reichende Trockenheit betroffen.

 

Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch

Friedrich Hölderlin

KUNO will nicht in Kulturpessimismus verfallen, sondern eher dem Sound of Growing von Kai Mönnich lauschen. Das Video versucht sich in einer Erfassung der Realität unter Berücksichtigung der Umstände. Im Boden der Trümmerfelder, als die sich der Deutsche Wald darstellt, keimt bereits eine neue Form von Natur und diesem Sound versucht Mönnich nachzulauschen. Die Birke ist der erste Baum, der Gelände gewann, aber man sieht auch das Bergahorn, die Hainbuche, und die Zeder. Je höher die Artenvielfalt ist und je besser diese Arten miteinander vergesellschaftet sind, umso geringer ist das Risiko von künftigen Waldschäden. Wir erkennen, es gibt kein Totholz, es geht um die Verstrickungen mit dem Moos im wörtlichen wie übertragenen Sinne. Statt eine weitere Weltanschauung auf den Markt zu werfen, mit der sich viel kritisch beäugen lässt, ohne etwas zu ändern, geht es Mönnich darum, eine Haltung zu finden. Er bewegt sich auf dem schmalen Grat des richtigen Tons, es ist kein moralischer, sprachlicher sondern leiblicher Drahtseilakt, den er vollzieht, ein Tanz über dem Abgrund, in den wir hineinschauen und erkennen müssen: das geht uns alle an! Man sollte der Natur die Zeit geben und sich selber überlassen. Andernfalls droht der Rückfall in eine Megalithkultur und nicht etwa das Papier oder die Platine speichern das Wissen, sondern die Runen, welche in die Steine eingelassen wurden.

Dieser Planet hat bereits fünf Mal ein Artensterben überlebt, es wird sich auch diesmal gut ausgehen. Ob der Mensch noch zwingend dazu gehört wird sich noch erweisen.