kerze schämt sich auf dem alpenkamm
herzen brechen gong kanal und lamm
platon holt noch mit dem kirchturm aus
blatt und ei und regen singen rund
fastenfauna glänzt im toten fisch
dotterblau bestirnt der glast die laus
bärtig wachsen psalmen in den mund
und die loreley hält stundentisch
glastramway ist meteor und handschuh
für verliebte welche im juli die
ressentiments und andere monopolbarometeraffekte
als saldovortrag zu seinen gunsten buchen
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Bewundert als „Bruder der Sphinx“ und als „Nihilist der Menschenliebe“, hat Walter Serner, der DADA-Bewegung eine ungeheure Dynamik beschert. 1919 verfasste er das wichtigste „manifest dada“, das anarchistische Glaubensbekenntnis Letzte Lockerung“, und inszenierte „die letzte und größte aller Dada-Shows“ in Zürich, wo man ihn im April 1919 von der Bühne jagte. In seinen aktivistischen Jahren hatte Serner gemeinsam mit seinen Weggefährten Hans Arp und Tristan Tzara sogenannte „Simultangedichte“ verfasst, die sich am „automatischen Schreiben“ der Surrealisten orientierten.
Das kürzlich erschienene Heft 58 der Reihe Versensporn versammelt sämtliche bisher aufgefundenen Gedichte von Walter Serner. Dieses Gedicht ist ein Gemeinschaftswerk mit Hans Arp und Tristan Tzara (das Trio als „anonyme Gesellschaft zur Ausbeutung des dadaistischen Vokabulars“).
→ 1995 betrachteten wir die Lyrik vor dem Hintergrund der Mediengeschichte als Laboratorium der Poesie
→ 2005 vertieften wir die Medienbetrachtung mit dem Schwerpunkt Transmediale Poesie
→ 2015 fragen wir uns in der Minima poetica wie man mit Elementarteilchen die Gattung Lyrik neu zusammensetzt.
→ 2023 finden Sie über dieses Online-Magazin eine Betrachtung als eine Anthologie im Ganzen.
→ Lyrik lotet das Verhältnis zwischen dem Fremden und dem Eigenen aus. Ein Wort steht nie für sich allein, durch eine vielperspektivische Sicht werden immer auch andere Begriffe einbezogen.