Strandbad

 

Schattenrisse vor Blau
Scherenschnittbäume
Zittergras
wenn die plattgetretenen Halme sich langsam wieder aufrichten
oder kleine Insekten pfeilschnell herumspringen

Man zieht sich an.
Man packt die Sachen.
Man klaubt den Müll auf.
Oder auch nicht.

Man schwimmt eine letzte Runde, pflichtschuldigst.
Eilig, schnaufend, schon leicht fröstelnd. Hungrig.
Man lässt die Luft aus Matratzen und Gummibooten.
Die einen ungeduldig trampelnd, andere gemeinsam sinkend sitzend
mit gemächlichen Blicken in die Runde.

Man kämmt sich die nassen Haare,
nestelt an klammen Badesachen herum.
Verschämt werden feuchte an trockenen Unterteilen vorbeigewurstelt
oder Badehandtucheinmann/fraukabinen gewickelt.

Man klappt das Buch zu oder faltet die Zeitung.

Die letzten Essensreste werden vertilgt, Insektenstiche begutachtet.
Man will ja nichts wieder mitnehmen. Es sei denn, man muss.

Immer häufiger der Blick auf die Uhr,
die Sonne steht noch zu hoch, um den Ausflug zu beenden.
Doch der Wind in den Blättern scheint Rechtfertigung genug.
Außerdem hat man ja noch den ganzen Sommer vor sich,
mindestens sechs Wochen Ewigkeit.

Alle Kinder dabei?
Dann Abmarsch ins traute Heim.

Und ich
muss erst mal den fies schillernden Käfer vom Arm wegpusten
die langen blonden Haare sind ihm noch nicht Urwald genug

Und ich
im Grüntrüben fischend
auf breiten weißen Füßen und perspektivisch verkürzten Beinchen watend
schöner Schlickgeruch
(ok, Geschmackssache)

Ach, und diese trockene Haut
die spannt im Gesicht
Wochenendfolgen
wundgeküsst

und diese schrumpligen Finger
und diese strohigen Haare
und einfach mal so sein.

Und Wasser aus dem Zopf
über den ausgeleierten Bikini
auf die bleiche Haut tropfen sehen
(Kind, sitz doch nicht immer nur im Schatten!)

Pfützchen bilden sehen
Lachen
neben schwarzen Radiergummiresten und blauschimmernden Adern
und kleinen springenden Spinnchen.

Mann, ist da was los.

 

 

***

 

Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers.