Sie mag das System nicht

Das, was man als Rap bezeichnet, habe ich bisher als Sportart begriffen. Faszinierend, wie ein Mensch 4 DIN-A-4-Seiten in Songform innerhalb von 3-5 Minuten runterrasseln kann. Und das ohne Sprachmelodie. Respekt.

Dorottya Karsay jedoch ist kein Chic, das mit dem Hintern wackelt. Mit ihrem Protestsong „Nem Tetszik a Rendszer (Ich mag das System nicht)“ bringt sie emanzipierte Gesellschaftskritik knochenhart auf den Punkt. Seitdem ein Sänger mit Keuchhusten seine Antworten in den Wind geblasen hat, ist wahrscheinlich kaum jemandem eine solche Hymne gelungen, die das Empörungspotenzial einer Widerstandsbewegung mit Selbstbehauptungslyrik derart passgenau auf den Punkt bringt.

Anschauen, bevor die GEMA oder Viktor Orbán es sperren.

 

 

 

 

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Mikrogramme von A.J. Weigoni.

A.J. Weigoni, porträtiert von Anja Roth

Twitteratur ist eine Poesie, die man von den japanischen Haiku kennt. Als Beitrag von A.J. Weigoni finden wir auf KUNO Mikrogramme, die ein feines, manchmal weitmaschiges Netz von Relais durchzieht: Schnittstellen, an denen zwischen Gegenständen, Wahrnehmungsperspektiven, zwischen Räumen und Zeiten hin und her gewuselt wird, und gleichzeitig zwischen verschiedenen Distanzen zum Beschriebenen.

Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises.